Vang Vieng und Vientiane oder der “Laos eben” Blog

Wenn man Vang Vieng googelt- liebe Eltern, macht das bitte nicht!- dann weiß man, womit das kleine Städtchen vor einigen Jahren ihr Geld verdient hat: Alkohol, Drogen und Tubing. Sprich in einem Innenschlauch eines Traktorreifens ging es den Nam Son Fluss hinunter bzw. eher von Bar zu Bar. Dort gab es dann nicht nur Bier zu kaufen, sondern auch alles andere, was das Herz begehrt (oder auch nicht begehrt). Dieser Umstand gepaart mit der großartigen Idee diese Touristen dann auch noch ziplinen zu lassen, hat zu zahlreichen Unfällen und Todesfällen geführt. Aber mal ehrlich. Wenn eine der Ziplines „Deathslide“ heißt, braucht man wohl keine große Vorstellungskraft mehr. Aber nach dem ein oder anderen Bier hatte wohl jeder von uns schon eine großartige Idee. Die eine schreibt eben Nachrichten, der andere wacht am nächsten Morgen mit einer neuen Bekanntschaft auf und andere wagen sich eben an die Death Slide. Wobei sogar im nüchternen Zustand möchte ich persönlich nicht den Nam Song FLuss ohne Licht, mit diversen Hindernissen und Steinen runterdüsen oder in dem Fall treiben.  Wie dem auch sei, seitdem hat sich allerhand getan. 2011 wurde von der Regierung endgültig dem Tubing ein Ende gemacht, nachdem jedes Jahr um die 20 Touristen gestorben sind. Ja, das sind quasi fast zwei pro Monat. Da reicht es dann auch den Behörden in Laos. Einige Bars wurden komplett geschlossen, die anderen wechseln sich nun täglich ab, sodass immer nur etwa 5 geöffnet haben. Noch immer kommen aber viele, vor allem jüngere, Rucksackreisende hierher um Party zu machen. Die wilden Tage sind aber vorbei, ein paar wenige Friends-Bars (Bars, die im Dauermodus Friends zeigen) und einige Happy- Places sind die letzten Überreste. Um die Frage, die sich nun alle stellen im Vorfeld zu beantworten: Natürlich waren wir tuben.

Aber mal langsam. Wir treten also die wenig angenehme Minivan Fahrt von Luang Prabang aus an. Obwohl wir zu 4 ein Ticket gebucht haben, von Rachel und Chris keine Spur. Uns wird versichert, dass die zwei schon von irgendeinem Bus abgeholt worden sind. Laos eben. Bei der ersten Rast- damit der Busfahrer frühstücken kann- sehen wir die beiden dann auch. Gut, hätte das ja schonmal funktioniert. Endlich treffen wir in Vang Vieng ein und suchen uns erstmal einen Platz zum schlafen. Dann natürlich das Wichtigste: Wir brauchen Essen. Nur gut, dass es in Laos und insbesondere hier an jeder Ecke einen Sandwich Stand gibt. Sandwich geht immer, dazu ein Shake und wir sind glücklich. Hier finde ich übrigens meinen neuen Lieblingsshake (der aber nur in Vang Vieng zum Sterben gut war und mich seitdem immer wieder enttäuscht!): Minze Limette mit einer Spur Palmzucker. Wir streunen durch die Stadt, planen unsere nächsten Tage und gehen gut essen. Ein guter Tag. Am nächsten Tag borgen wir uns dann Mountainbikes aus und fahren zu nahe gelegenen Höhlen. Das dauert länger als geplant, weil Bernhard navigiert. Jedes Mal, wenn er zum Zug kommt, verfahren wir uns irgendwie. Irgendwann stelle ich dann unsere Richtung und die verstrichene Zeit in Frage, laut Bernhard ist diesmal übrigens die violette Linie in Maps.me Schuld. Wir (und damit meine ich mich) finden dann die Höhle doch noch und ich nehme mir- zum wiederholten Male- vor Bernhard nichts mehr zu glauben, auch wenn er sich 100%ig sicher ist, dass wir richtig sind).

 

 

Die Höhle kann uns, dank den Höhlen im Mulu Nationalpark auf Borneo, leider nicht so ganz beeindrucken. Beim Ausgang allerdings befindet sich eine kleine „blaue Lagune“ (davon gibt es hier in der Gegend genug!) und wir kühlen uns ab. Nächster halt ist der Pha Ngern Viewpoint. Ein 30 minütiger Aufstieg zu einem Aussichtspunkt wird uns von diversen Schildern versprochen. Klingt ja nicht so schlecht. Schon im Vorfeld habe ich gelesen, dass das mit den dreißig Minuten nicht so ganz stimmt, aber man darf ja noch hoffen. Nach dreißig Minuten sind wir dann tatsächlich schon fast da. Ein Wegweiser verspricht kühle Getränke in 50 Metern, wenn wir uns links halten, oder aber einen 360 Grad Ausblick in 400 Metern nach rechts. Wir wählen die Aussicht. Es soll nicht unsere beste Entscheidung sein. Bis heute wissen wir nicht, wer diese 400 Meter bestimmt hat, ob es Höhenmeter sein hätten sollen, oder aber ganz etwas anderes heißen soll. Wir schwitzen uns den Berg rauf, irgendwann läuft Bernhard vor, um zu sehen, wie weit es noch ist. Kein Ende in Sicht. Nach einer Stunde sind wir dann endlich oben. Die Aussicht ist toll, aber wir erkennen auch, dass wir gar nicht dort sind, wo wir eigentlich hin wollten. Der falsche Berg, die falsche Abzweigung, wir haben keine Ahnung. Aber ich bin froh, oben zu sein. Wir rasten kurz, essen unsere mitgebrachten Sandwiches und natürlich kommt noch das Tüpfelchem auf dem i: Eine Biene setzt sich in meine Kniekehle, das merke ich aber erst, als ich mich hinhocke. Aua. Hilft aber alles nichts und wir treten dann im Laufschritt den Weg nach unten an. Wir sind nämlich schon viel zu spät dran.

 

 

Mittagessen wird gestrichen, schnell Sachen austauschen, einen Shake zur Abkühlung holen und ab zum Tubing. Chris und Rachel warten schon auf uns und kurz darauf sitzen wir im Bus, unsere Reifen oben auf dem Dach und fahren ein paar Kilometer aufwärts zum Einstiegspunkt. Die Sonne scheint, das Wasser ist angenehm klar, es kann los gehen. Nach 50 Metern schon die erste Bar, die lassen wir mal aus. Bei Bar  Nr. Zwei bleiben wir aber mal stehen. Der erste Fehler. Wir sind schon spät dran und nicht nur, dass die Sonne untergeht, wir sitzen hier auch noch im Schatten. Der Einstieg ist also hart. Und kalt. Die chinesischen Touristengruppen, die mit ihren Kajaks (in Schwimmwesten, denn die meisten können ja nicht schwimmen) an uns vorbeirudern und uns immer wieder anspritzen tragen auch nicht dazu bei. Nach drei Stunden kommen wir halb erfroren endlich zurück. Die Kälte hat und die anderen Bars und auch die letzte auslassen lassen und wir sind direkt bis zur selbsterbauten Brücke getrieben. Weniger weit zu gehen.

 

 

Die Holzbrücke ist übrigens ein weiteres Highlight Vang Viengs‘. Da jeder, sogar die Einheimischen, für die Benützung der großen Brücke bezahlen muss, bauen die Leute in der Trockenzeit einfach eine Holz-Bambusbrücke. Während in Österreich diese vermutlich nichtmal für Fußgänger regelkonform wäre, fahren hier auch Fahräder und Mopeds rüber, im Gegenverkehr natürlich, obgleich die Brücke gerademal einen Meter breit ist. Laos eben. Wir schwingen uns auf unsere Räder, ziehen uns um und radeln wieder zurück, um noch den Sonnenuntergang am Reisfeld zu erleben, den besten Ort überhaupt hier, mal abgesehen vom Aussichtspunkt am Berg, aber dort bringen mich keine 10 Pferde mehr rauf und schon gar nicht 1 Bernhard. Aber der ist auch so zufrieden, vor allem weil wir gerade noch rechtzeitig ankommen. Bernhard spielt mit seiner Drohne, ich schieße jede Menge Fotos.

 

 

Der Hunger führt uns dann zurück an den Fluss. Dort sind am Rand des Flusses kleine Sitzgelegenheiten aufgebaut, und das lassen wir uns natürlich nicht nehmen. Am nächsten Tag geht es dann mit dem Scooter nördlich Richtung Tham Nam Wasserhöhle. Dort kann man mit einem Tube in die Höhle rein. Wir sind früh hier, die Reisegruppen noch hinter uns. Zwar eine nette Abwechslung, die ganze Aufregung und den hohen Preis aber nicht wert, finden wir. Wir fangen an uns zu wundern, ob wir schon verwöhnt sind oder prinzipiell einfach schwer zu beeindrucken. Wir schmeißen uns also wieder auf unseren Scooter und treten dien Weg zurück an. „Irgendwas passt hier nicht, Bernhard“, meine ich. Aber der weiß es natürlich mal wieder besser. Irgendwann muss es aber auch er einsehen: wir haben einen Platten. Mist. Aber immerhin sind wir schon beinahe auf der Hauptstraße. Ein paar hundert Meter weiter finden wir dann auch eine Reparaturstätte. Aber Loch wird keines gefunden. Also Luft rein und weiter.

 

 

Wir stoppen kurz in Vang Vieng für ein Sandwich, checken nochmal unseren Reifen- alles okay übrigens- und machen uns auf den Weg zur blauen Lagune #3. Blaue Lagune #1 ist übrigens die bekannteste und somit auch die meistbesuchte. Wir versuchen also mal wieder den Massen aus dem Weg zu gehen. Warum Blaue Lagune weiß keiner so wirklich. Manche erinnern eher an ein grün, in der Regenzeit sind sie eher braun. Aber scheinbar gefällt der Name hier, das würde auch erklären warum alle gleich heißen und nur mit Nummern versehen werden. Sechs offizielle gibt es insgesamt. Der Weg dorthin ist, wie meistens, eher bescheiden, aber wir kommen heil an und springen gleich mal ins Wasser. Das Kind in uns ist mal wieder glücklich. Springplattformen, Schwungseile, Ziplines und Tubes. Wir bleiben im Wasser bis uns geradezu die Glieder abfrieren. Bernhard versenkt mal nebenbei so seine GoPro. Haben wir erwähnt, dass das Wasser eher nicht so klar ist? Wenigstens ist es nicht allzu tief. In seiner Panik hab aber natürlich mal wieder ich schuld. Ich nehme es gelassen, weit kann sie ja nicht sein, im Notfall müssen wir systematisch vorgehen. Brauchen wir dann aber gar nicht, wir finden sie auch so. Glück gehabt.

 

 

Als wir zum Moped gehen, dann die böse Überraschung: Unser Reifen ist schon wieder platt. Bernhard glaubt, dass uns die Luft ausgeht, aber immerhin sind wir ja hergekommen auch, also einmal aufpumpen sollte uns auch wieder heimbringen. Der nette Mann an der Lagune, pumpt uns auf und wir machen uns auf den Weg zurück, diesmal auf der besseren Straße. Aber nach nur zwei Kilometern die böse Überraschung: Wir müssen stehen bleiben. Und schieben. Zwar bleiben- wie es sich übrigens auch gehört!- viele Touristen stehen, helfen kann uns aber natürlich keiner. Nach einiger Zeit dann endlich: ein alter Reifen vor der Tür, das Zeichen für Autowerkstatt. Dort wird dann mal der Schlauch getauscht, der nun tatsächlich ein Loch hat. Bernhard kocht. Aber zum Ändern ist das jetzt auch nicht mehr. Wir kommen schlussendlich gut in Vang Vieng an, schaffen es noch ein letztes Mal zum Sonnenuntergang und treffen uns dann nochmal zum Abendessen mit Rachel und Chris. Denn der Abschied steht bevor.

 

 

Während die beiden nämlich noch ein paar Tage hierbleiben, beschließen wir am nächsten Tag weiterzuziehen. Zwar mit schwerem Herzen, aber wir haben das Gefühl, dass wir sonst ewig hier versumpern würden. Per VIP Bus, der gar nicht so VIP mäßig ist (Laos eben!) geht es nach Vientiane, der Hauptstadt. Die hat eigentlich so gar nichts zu bieten. Wir bleiben nur eine Nacht, besuchen das COPE Museum, einem Museum, dass sich Menschen mit Behinderung aufgrund von Landminen widmet und sind zu Tränen gerührt. Jede der einzelnen Geschichten nimmt uns mit, jedes Schicksal berührt einen ins Tiefste. Laos wurde während des Vietnamkrieges stark von den Amerikanern bombadiert. Noch heute befinden sich viele Bomben in der Erde, die eine Gefahr für alle darstellen. Nicht nur Landarbeiter sind betroffen, da man mit Altmetall immer noch viel Geld verdienen kann indem man es an vietnamesische Zwischenhändler verkauf, sammeln viele Menschen, vor allem Teenager, verstreutes Kriegsmaterial und sonstiges Metall ein. Auch die ein oder andere Bombe schafft es aus Unwissenheit in so manches Säckchen. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann hier nachlesen: copelaos.org. Über den Nachtmarkt geht es dann zurück nach Hause.

An Tag 2 mieten wir uns einen Scooter, fahren zum nahe gelegenen Buddha Park, in dem sich, der Name lässt es vermuten, Buddha Statuen ansammeln. In manche kann man sogar raufgehen. Gute Fotomotive. Weiter geht es zum Pha That Luang Tempel, einem nachgebauten Arc de Triumph und zur Lao Massage.

 

 

Eine Nudelsuppe später sitzen wir auch schon im Tuk Tuk, dass uns zur Bushaltestelle bringt. Wir besteigen den Nachtbus nach Paksé. Dieser hat übrigens wirkliche Betten. Zu zweit teilt man sich für die nächsten 12 Stunden ein Einzelbett (Wir haben übrigens erstaunlich gut geschlafen!). Durchaus okay, wenn man so wie wir, schon vorher mal das ein oder andere Bett geteilt hat, aber bestimmt komisch, wenn ansonsten eine fremde Person neben einem liegt. Überraschung!! Laos eben.

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