Tanzania – oder der “Where the lion sleeps tonight” Blog

Erstes Mal in Afrika: Tanzania, also quasi mittendrin in Ostafrika. Serengeti und Co. Kenne ich alles noch aus den romantischen Kitschfilmen meiner Mama. Ihr wisst schon, eine weiße Frau findet in Afrika die Liebe ihres Lebens, vermutlich der Buschpilot (Einwurf von Bernhard: Könnte auch der Tierarzt sein), der ihr (von oben) die Weiten Afrikas zeigt. Happy End inklusive. Also so gesehen ist meine Mama Schuld, dass es mich nach Afrika zieht. Trotzdem werden wir im Vorfeld zigmal ermahnt auf uns aufzupassen. Ist ja schließlich Afrika. Aber dazu später mehr.

Tanzania stand so mittelhoch auf meiner Liste. Eigentlich wollte ich letztes Jahr schon nach Kenia, aber dann ist’s ja doch Vietnam geworden (sowas kann passieren, wenn man Bernhard die Flugbuchung überlässt). Generell hatten wir Afrika dieses Jahr eigentlich gar nicht am Schirm. Aber Flüge scheinen günstig, Zanzibar klingt gut. Etwas blauäugig gehen wir die ganze Sache an. Unser Plan wie immer: Flug gebucht, erste Nacht reserviert, den Rest regeln wir vor Ort. Hat ja immer noch geklappt.

Äh ja. Wir werden schnell (aber aufgrund dessen, dass wir mal wieder alles auf uns zukommen lassen) etwas Besserem belehrt. So eine Safari sollte vielleicht doch organisiert werden (f*ck, sind die teuer!), Kilimanjaro lassen wir dann doch lieber aus (schlechte Erinnerungen meinerseits an die Höhenlage) und überhaupt, was machen wir dort 3.5 Wochen lang? Wir treffen ein paar Kurzschlussentscheidungen, die uns zwar den Arsch retten, im Nachhinein aber auch besser ausfallen hätten können. Also wenn jemand nach Tanzania will, meldet euch, wir wissen jetzt im Nachhinein wie wir‘s machen würden.

Das Beste: Zeitverschiebung nur 2 Stunden. Warum sind wir vorher noch nie nach Afrika?! Wir kommen trotzdem müde an. Am Flughafen von Kilimanjaro dann noch die komplizierte Einreise und Kontrolle des Impfpasses (zum Glück hatten wir unsere Gelbfieberimpfung schon, das wäre sonst knapp geworden), den Stempel finden sie nicht, lassen sich das aber nicht anmerken und rein dürfen wir trotzdem. Wir bekommen unsere Rucksäcke. Meiner riecht nach Katzenpipi und Bernhards nach Schnaps. Super Eindruck machen wir hier. Abgeholt werden wir nämlich von unserer Safari-Agentur, die uns dann die 50 km (2 Stunden dauert der Trip übrigens) nach Arusha transportieren. Im Hotel angekommen gehts dann endlich bergauf. Unser Host Anthony gibt sich die größte Mühe uns willkommen zu heißen und wir lernen Linn und Åsmund aus Norwegen kennen. Mit ihnen funktioniert es von Anfang an super easy (manchmal läufts halt) und wir entscheiden am nächsten Tag zu viert einen Ausflug zu unternehmen. Soviel also zum Ausschlafen. Aber wie heißt’s so schön: Schlafen können wir auch noch wenn wir tot sind.

Und daher geht’s am nächsten Tag zum Ausgangspunkt des Kilimanjaros. Irgendwie würde es uns ja dann doch kurz reizen, den 5-Tages-Trip zum Gipfel anzutreten, aber wie gesagt: nur kurz. Zu touristisch und wie am Fließband und unverhältnismäßig teuer erscheint uns das Ganze. Eine kleine Wanderung machen wir dann trotzdem. Unser Ziel ist der Ndoro Wasserfall. Zum Baden leider nichts, zuviel Schmelzwasser rinnt gerade den Berg runter, aber wir sind schon happy damit, uns einfach ein bisschen die Beine zu vertreten. In einem lokalen Restaurant gibt es dann endlich traditionelles Mittagessen, bevor der nächste Programmpunkt ansteht: die Chaga Höhlen. Sagt euch nix? Uns zuvor auch nicht. Chaga sind einer der vielen Stämme hier in Tanzania, die immer wieder mit den Masai Auseinandersetzungen hatten und deshalb zum eigenen Schutz in Kriegszeiten in unterirdischen Höhlen gehaust haben. Ohne Tageslicht, auf engstem Raum. Diese schauen wir uns an und erfahren schon mal einiges über das Leben hier. Ein guter Einstieg und Afrika hat uns endgültig in seinen Bann gezogen. 

Die Gegend rund um den Kilimanjaro ist aber nicht nur wegen dem höchsten Berg Afrikas und den Chagas bekannt sondern auch für ihren Kaffee. Und wie könnte es anders sein: Während andere Menschen versuchen auf jedem Kontinent einen Berg zu besteigen, jedes Hard Rock Cafe zu besuchen oder den besten Strand der Welt zu entdecken, hat sich Bernhard scheinbar in den Kopf gesetzt immer und überall eine Kaffeetour machen zu wollen. Generell ja okay, wäre da nicht der kleine Haken, dass ich keinen Kaffee trinke und noch dazu nicht mal den Geruch mag. Aber Regel Nr. 45: Bernhard IMMER bei Laune halten. Lieber sechs ungläubigen Augenpaaren erklären, dass man jetzt den selbst (bei Musikbegleitung übrigens) gerösteten und gemahlenen Kaffee dann lieber doch nicht probieren möchte.

Bernhard ist aber happy. Linn und Åsmund auch. Åsmund arbeitet übrigens auf einem Fischerboot, ihr wisst schon, so wie auf DMAX, meint aber lachend, dass halt doch nicht immer alles so ist wie es im Fernsehen verkauft wird. No big surprise. Wir wissen jedenfalls jetzt genug über wann und wie man was fischt und lagert und und und. Norwegen hat‘s jedenfalls auf der Bucket List ziemlich weit nach oben geschafft!

Wir kommen spät abends erst wieder zurück. Abendessen gestrichen und auch von den anderen müssen wir uns verabschieden. Wir brechen nämlich frühmorgens auf zum nächsten Highlight: Vor uns liegen sechs Tage Safari. Serengeti here we come!

Authentisch und abenteuerlich wollen wir das erleben. Schonend für den Geldbeutel und am besten von Einheimischen betrieben, um lokal zu unterstützen. Als wir im Büro unserer Safari-Agentur eintreffen, schauen wir uns dann kurz an. Mir rutscht ein „Oh Mann“ raus, Bernhard murmelt nur „Sh*t, wo hab ich uns da reingeritten“. Wir lernen Amos, unseren Fahrer und Guide für die nächsten Tage kennen. Wie können wir ihn beschreiben? Wortkarg, etwas eigen und wenig Manieren. Aber irgendwie kennen wir diesen gewissen Grundgrant ja aus Österreich. Dogo ist unser Koch für die nächsten Tage. Und dann ist da noch Chris, der Amerikaner, den wir aufgenommen haben und der sich uns angeschlossen hat. So geht’s also zu fünft auf- dorthin wo sich Löwe und Elefant Gute Nacht sagen.

Im Platzregen. Die Straße schwimmt uns under den Rädern davon, besteht quasi nur mehr aus rotem Lehm und unser Auto rutscht so vor sich hin. Gut, dass wir Allrad haben. Schotterpisten zwischendurch, die mich nicht gerade mehr überzeugen (vor allem dann nicht, als wir auch noch einen Unfall beobachten), aber der Regen wird dann doch weniger und dann ist es soweit. Das erste Gnu. Ein Zebra. Nein, hunderte Zebras, tausende Gnus. Gnus bis zum Horizont: Über eine Million Gnus sind auf der Suche nach neuen Weidegründen. Zebras, Antilopen und Hyänen folgen quasi. Wir sind mitten drinnen in den Ausläufern der großen Migration.

So richtig verarbeiten können wir das aber noch nicht. Nur so im Vorbeiziehen. Und dann, endlich, der Regen lässt gänzlich nach und wir erreichen den Serengeti Nationalpark. Es geht also los. Ich sitze schon nur mehr mit einer Pobacke am Autositz, so aufgeregt bin ich. Unser erster Game Drive. So nennt der Experte das nämlich. Man könnte auch einfach sagen, man fährt mit dem Jeep durch die Gegend, immer auf der Suche nach dem nächsten Highlight. Fernglas um den Hals, Kamera auf dem Schoß. Unser Jeepdach machen wir auch auf. Und irgendwie fühlt sich das wie Freiheit an. Man steht in dem Auto, es rumpelt, der Wind bläst einem durch die Haare und man ist irgendwo im nirgendwo. Kein Handynetz, keine anderen Personen in der Nähe (also außer die im Auto und die, die einem gelegentlich begegnen) und irgendwie ist das genau das, was wir im Moment brauchen. Dig digs, Wildebeests, Lemuren, Giraffen, Hornbills. Die Liste ist lange. Und aufregend. Wir kommen den Tieren viel näher, als wir überhaupt erwartet haben. Eine Giraffe läuft einfach so mal vor uns über die Straße. 5 Meter vom Auto entfernt, kühlen sich 20 Nilpferde im Wasser ab. Affen springen auf der Motorhaube herum. Tag eins lässt nichts zu wünschen übrig und soll wohl auch der aufregendste und beeindruckendste Tag bleiben.

Als es dämmert, machen wir uns auf den Weg ins Camp und sehen die ersten Elefanten. Danke, wir können eigentlich heimfliegen. Recht viel besser kann es ja wohl nicht mehr werden. Oder?

Wir schlafen auf öffentlichen Campingplätzen. Dort gibt es zwar „Küchen“ und Sanitäranlagen, nach einer Abgrenzung oder einen Zaun sucht man aber vergebens. Also irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt. Als ich Amos fragend anblicke, meint der nur, solange ich im Zelt bleibe kann nix sein. Aber klar, generell kann hier schon alles durch, was eben durch will. Finde ich nur bedingt beruhigend. Als ich dann auf dem Weg zur Dusche auch noch einer Hyäne begegne (die hatte mehr Angst vor uns als wir vor ihr – rede ich mir zumindest ein, weil König der Löwen mich nachhaltig geschädigt hat), mache ich mir ernsthaft Gedanken um mein Trinkverhalten die nächsten Tage. Nachts Pipi ist hier wohl nicht. Gut geschlafen haben wir trotzdem. Liegt vielleicht auch am vielen, guten Essen. Wir haben nicht nur einen Glücksgriff mit unserm Fahrer, sondern auch mit unserem Koch. Mit so einer Bewirtung hatten wir gar nicht gerechnet. Das macht das Equipment, das ruhig mal wieder ausgetauscht werden könnte, wieder etwas wett. So versucht mich jedenfalls Bernhard zu überzeugen, wenn ich ihn mal hin und wieder mit Blicken ermorden will, als wir unser Zelt im Detail betrachten.

Tag 2 geht früh los. Um halb 8 sitzen wir alle bereit im Auto. Heute steht den ganzen Tag Serengeti an. Amos kennt sich hier aus wie in seiner Westentasche. Über Stock und Stein, Flüsse und Lehmstraßen, auf und ab geht es also durch den Park. Hin und wieder muss ich die Augen zumachen, weil ich immer glaube, unser Auto kippt gleich seitlich um, schlittern irgendwo hin oder bleiben stecken. Aber Amos weiß schon was er tut – Bernhard und ich wären nicht mal einen Kilometer weit gekommen. Und selbst andere Guides scheinen Probleme mit den Straßen zu haben. Immer wieder, sehen wir stecken gebliebene Jeeps. Das soll uns aber erstmals erspart bleiben. Unser Ziel: Amos hat zwei Wochen zuvor neugeborene Löwenbabies entdeckt. In der Hoffnung, dass die Löwen aufgrund der Babies nicht weitergezogen sind, will er mit uns dorthin. Gesagt, getan. Wir sind mitten drinnen im zentralen Gebiet. Hier verirren sich nur mehr Jeeps her, die länger im Nationalpark bleiben. Gut für uns, weniger “Konkurrenz” quasi. Wir haben ein Funkgerät im Auto, über das Amos mit nahegelegenen Fahrern kommunizieren kann. Macht die Suche leichter. Vielleicht machen sie sich aber auch nur lustig über uns Touristen, wie sie da mit Sonnenhut und Mückenspray in ihren Autos sitzen, man weiß es nicht. Amos’ Augen sind übrigens einzigartig. Während ich nur Gras und Steppe sehe, sieht er gut versteckte Löwen, Geparden und was weiß der Kuckuck noch. Selbst wenn er mir sagt wo ich hinschauen muss – ich übrigens mit Fernglas – brauche ich dennoch bis ich überhaupt etwas entdecke. Keine Sorge, man wird mit der Zeit besser (oder sagt dann nach 3 Minuten einfach “Aaaah, ja jetzt sehe ichs”). Ja, es macht Spaß und mein Ehrgeiz ist geweckt, endlich mal etwas vor Amos zu entdecken. Zwei Stunden, viele Tiere und Aufregungen später, nähern wir uns ein paar Felsen. Nein, nicht die von König der Löwen, aber schon ähnlich. Wir sind also guter Dinge. Doch dann die Enttäuschung. Keine Löwen. Wir fahren zum nächsten Felsen. Dort steht ein anderes Auto. Und wo ein Auto steht, dort gibts auch was zu sehen. Und tatsächlich schläft dort ein Löwe im Schatten auf Felsen. Aber das ist Amos noch nicht gut genug. Zu weit weg meint er. Und er vertraut seinen Instinkten und es geht nochmal zurück zur ersten Felsformation. Und tatsächlich, wir haben sie einfach nur übersehen. Mitten im hohen Gras liegt eine Löwin. Amos fährt ganz nah ran. So nahe, dass ich schon zu ihm sage, dass es dann aber reicht. Ich will den Löwen nicht am Beifahrersitz haben. Er meint nur, dass die Löwen das gewöhnt sind und die Autos kennen. Nur vorm Aussteigen rät er ab.

Tatsächlich zeigt sich die Löwin von uns nur mäßig beeindruckt. Sie schläft lieber vor sich hin. Amos meint, die Löwenbabies sind sicher gut im Felsen versteckt, da die anderen Mütter vermutlich auf der Jagd sind. So gut er kann, schlängelt er sich mit unserem Ungetüm von Jeep durch die Felsenlandschaft. Und dann tatsächlich finden wir die kleinen flauschigen Löwenbabies. Und dann noch welche. Und noch welche. Und ein paar, sind so gar nicht scheu und lassen sich sogar von mir ablichten. Zoomobjektiv sei Dank versteht sich. Und ganz kurz ärgere ich mich dann doch noch, dass ich nicht noch ein besseres Objektiv gekauft habe. Ich kann glücklich nach Hause fahren, erkläre ich Amos. Meine Erwartungen wurden quasi schon übertroffen. Er grummelt vor sich hin. Meint, wir hatten tatsächlich schon zwei gute Tage. Aber ein bisschen was ist noch drinnen.

Und das ist es auch. Bis zur Abenddämmerung geht es im Jeep durch die Steppe. Mittags verspeisen wir einfach so – Amos hat die Umgebung natürlich vorher kurz abgecheckt – unser Lunchpaket mitten in der Steppe. Klo gibts hier nicht, wir nennen es die Buschtoilette. Auch aufregend, schließlich könnte hinter jedem Baum der nächste Leopard lauern. So zumindest in meinem Kopf. “Ich bin zu jung um beim Pinkeln durch einen Wildkatzenangriff zu sterben” meine ich und die Jungs halten Ausschau. Manchmal, aber nur manchmal, schaffe ich es Amos zum Grinsen zu bringen. Abends regnet es dann wieder. Am nächsten Morgen, direkt vor unserem Zelt dann Hyänenspuren. Ich bin froh, dass ich die Nacht wieder durchgeschlafen habe. Wir brechen zum Sonnenaufgang auf, um nochmal die Gegend zu erkunden.

Aber dann ist es soweit und es erwischt auch uns: Wir bleiben stecken. 45 Minuten harte Arbeit. Schaufeln, Auto hin und her schaukeln, schieben und Gras under die Reifen legen. Alles unter den wachsamen Augen einiger Vogelsträuße, die das Spektakel aus der Ferne beobachten. Irgendwann schaffen wir es dann doch, und unser Auto ist befreit. Und Bernhard von oben bis unten dreckig. Safari ist halt nix für schwache Nerven. Amos ist dankbar, alleine hätte er wohl länger gebraucht. Das Funkgerät lässt uns übrigens später wissen, dass wir zwar die ersten, aber nicht die letzten waren, die an jener Stelle stecken geblieben sind. Jedes Mal, lacht Amos ein klein bisschen mehr. Schadenfreude kann er also auch, der Gute. Mittags geht es zurück zum Brunchen und anschließendem Zeltabbau. Es regnet wieder aus Eimern. Der nachmittägliche Game drive wird verkürzt und wir machen uns auf zum nächsten Ziel: dem Ngorongoro Nationalpark.

Auf dem Weg dorthin meint Amos, wir könnten bei einem Massaidorf stehen bleiben. Uns quasi nschauen, wie die Massai leben. Vermutlich will er einfach, dass ich meine 1000000 Fragen nicht mehr ihm, sondern den Leuten stelle, die sie dann auch beantworten können. Wir sind uns nicht ganz sicher, aber willigen dann doch ein, das Dorf zu besuchen. Wann haben wir sonst wieder die Chance.

2 Minuten nach der Ankunft werfen Bernhard und ich uns einen kurzen Blick zu: Ja, wir sollten wirklich mal auf unser Bauchgefühl hören. Natürlich hätten wir uns das Ganze sparen können. Wir werden tanzend begrüßt und aufgefordert mitzumachen. Eigentlich wollten die Jungen Krieger des Dorfes gerade Fußballspielen gehen, meint noch unser neuer „Bruder“ der uns herumführt. Deshalb auch jeder in Fußballschuhen. Und mit einem gelangweiltem Gesicht. Aber obenrum noch schnell die traditionelle Tracht für uns rumgeworfen. Na dann. Kinder begrüßen uns, halten die Hände auf. Geld. Geld für Trinkwasser. Wir tun uns schwer nein zu sagen. Plötzlich sind alle Kinder weg. Keine Sorge, die wurden nicht entführt, nein, wir  finden sie alle wieder in der Schule, wo sie natürlich den ganzen Tag waren (Achtung Sarkasmus) und uns dann auswendig das Alphabet aufsagen und etwas vorsingen. Mit einem kleinen Wink Richtung Trinkgeldbox natürlich. Wir werden in die Schlafgemächer einer Familie eingeladen. Hier wird’s dann interessant, meine Fragen beantwortet, wir erfahren einiges über die Kultur und das Gedankengut (übrigens wirklich interessant, es lohnt sich nachzulesen, würde aber den Rahmen hier allerdings sprengen) und dürfen mal im Bett auf Kuhfellen Probe liegen. Dann wohl doch lieber im ranzigen Zelt. Bevor wir wieder fahren, werden uns noch jede Menge Perlenarbeiten angeboten. Mit einer Vehemenz, die wir nur selten angetroffen haben. Und so werden wir dann doch noch ein paar Scheine los. Wasser für die Familie eben. Kurz noch mit Bernhard Fußball gespielt und es geht weiter. Den restlichen Tag hänge ich dem Besuch aber noch etwas nach und selbst jetzt, weiß ich immer noch nicht, was ich davon halten soll.

Zur Dämmerung erreichen wir wieder unseren nächsten Campingplatz. Der Ngorongoro Nationalpark ist quasi eine Senke – einst ein Vulkan, der vor langer Zeit kollabierte. Dank dem See, finden sich hier viele Tiere ein. Der beste Ort übrigens, um Nashörner beobachten zu können, vor allem auch, da der Nationalpark gut bewacht ist und es hier keine Wilderei gibt. Wir sind hier in der optimalen Reisezeit und versprechen uns also einiges für den nächsten Tag. Und auch die Nacht davor hat es in sich. Schlaflose Nächte quasi- für mich, nicht für Bernhard. Den können nicht mal panische Hilfeschreie aufwecken. Oder, in dem Fall, panische Hilfeschreie und eine Herde Wasserbüffel, die sich nachts in unser Camp verirren. Einmal versuche es is, und wecke ihn flüsternd auf. „Wenn ich sage lauf, dann musst du laufen, okay?“ – Bernhard starrt mich einfach nur an. Im Hintergrund immer noch die Hilfeschreie der Frau, dessen Zelt unabsichtlich von einem Büffel abgebaut wurde. Bernhard meint nur „die meint das ja nicht ernst, die verarscht dich nur. Soooo übertrieben“, dreht sich um und schläft weiter. Sprachlos und mit einem Puls von 180 sitze ich also aufrecht im Zelt, rund um unser Zelt schätze ich 3 Büffel, die vor sich hin schmatzen, eine die sich sogar auf unser Zelt erleichtert. Das mit dem Klo gehen wird heute nachts wohl definitiv nichts. Irgendwann schlafe ich dann doch ein- vermutlich vor Erschöpfung und Resignation. Am nächsten Morgen als die Büffel das Hauptthema beim Frühstück im ganzen Camp sind wird dann sogar Bernhard klar, dass das hier keine Übung war sondern Realität. So einen gesegneten Schlaf kann man sich wirklich nur wünschen. 

Am nächsten Tag dann wieder das volle Programm- von Elefantenherden über Nilpferdbabies, Flamingos, Zebrahintern bis hin- ja tatsächlich- zu Nashörnern. Weiter weg zwar, aber mit dem Fernglas dann doch beobachtet. Übrigens ist heute Weihnachten. Wir finden, ein gutes Geschenk. Gegen späten Nachmittag packen wir wieder zusammen um uns auf den Weg zum nächsten Nationalpark zu machen- so ein Vulkan ist eben nicht riesig.

Und es gibt sogar etwas Luxus an Weihnachten. Wir verbringen die Nacht außerhalb der Nationalparks. Zwar trotzdem im Zelt, aber mit Swimming Pool und Bar. Ein Festmahl (wie jeden Tag), eine halbe Packung Haribo Frösche (die zweite Hälfte gibt’s dann Silvester) und einige gute Gespräche später, ist Weihnachten auch wieder vorbei. Fühlt sich auch irgendwie ganz anders an, so ohne Kälte und Baum. Die nächsten zwei Tage verbringen wir im Tarangire Nationalpark und erkunden dort die Gegend. Und die Tsetsefliegen erkunden uns. Stechen uns sogar durch unsere langen Kleidungsstücke. Ich bin davon überzeugt die Schlafkrankheit zu haben. Oder Malaria. Oder beides?! In Wirklichkeit bin ich vermutlich einfach nur müde. 

Vielleicht liegt es an uns, an der Reisezeit (in der Trockenzeit ist der Nationalpark jedenfalls besser zu empfehlen), an dem Umstand, dass wir am letzten Tag aufgrund einer langen Geschichte einen anderen Guide bekommen oder daran, dass  aus „Woooooow Zebras. Uuuuuh Elefanten“ ein „Ah, Zebra und Elefant“ wird oder wir die Suche nach Geparden und Leoparden und die aufregenden Autofahrten in der Serengeti vermissen, aber eigentlich sind wir dann am sechsten Tag auch wieder froh, zurück in die Stadt zu kommen. Wie im Flug waren die Tage rum. So ganz verarbeiten konnten wir das nicht. Aber hey, da wären ja noch die 2000+ Fotos, die uns beim Erinnern helfen. 

Wir fahren mit dem Bus. Jap. Warum wir das so betonen hier? Nach 6 Tagen ununterbrochen im Auto auf der Ausschau nach Leoparden, Elefanten und Giraffen- sowas schlaucht übrigens auch gewaltig- ist das letzte woran man denken will vermutlich die 8-10 Stunden Busfahrt die einem bevorsteht. 8-10 Stunden sagt der Reiseführer und Google Maps. Lachendes Kopfschütteln von den Einheimischen. Bernhard, immer Glas halb voll (geht ja leicht, bei seinem Glück), glaubt wir schaffen das in 9 Stunden. Ich (weil mir ja das Leben regelmäßig zeigt wer am längeren Ast sitzt) stelle mich auf 14 Stunden ein. Klingt schlimmer als es ist, glaubt mir. Irgendwann verschwimmt das alles. Man schaut aus dem Fenster, hört Musik und beobachtet uns Stunde für Stunde geht die Zeit vorbei. Waren dann übrigens 13 Stunden, ich hab mich gefreut, Bernhard war die letzten 4 Stunden enttäuscht.

Wie sieht das denn jetzt aus, so im Überlandsbus in Afrika wollt ihr wissen? Interessant. Wir sitzen in der ersten Reihe. Nicht weil wir unbedingt wollen, sondern weil uns der Platz zugewiesen wird. Nicht ganz uneigennützig. Bei den regelmäßigen Polizeikontrollen kommen wir jedenfalls schneller durch. Mittags machen wir dann eine kurze Essenpause, danach gehts wieder mit Musikbeschallung und befremdlichen Fernsehsendungen Richtung Daressalam. Es dämmert schon, als wir endlich ankommen. Regel Nr 1. In Daressalam laut Reiseführer? Ein richtiges Taxi nehmen. Wir? Nehmen das erstbeste. Regel Nr. 2 in Daressalam? Nicht mehr unbedingt bei Dunkelheit rausgehen. Wir? Gehen im Stockdunkeln Essen. Und fühlen uns sehr rebellisch- welcome to our (travel) life.

Leute, hier folgen noch ca. 105 Fotos als Best Of. Ich (Bernhard – verantwortlich fürs Hochladen dieser Posts) bin halt sehr schlecht im Entscheidungen treffen. Darunter fällt auch Fotos aussortieren 😀 Have Fun!

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