Mulu und Kuching – oder der “Mit Shorts in die Steinzeit” Blog

Früh am Morgen geht es zum Flughafen und per Propellermaschine zum Gunung Mulu Nationalpark, einem Unesco Weltkulturerbe. Noch nie davon gehört? Ihr seid nicht die einzigen, so geht es wohl jedem. Warum wir also dorthin wollen? Abenteuer! Hier gibt es jede Menge Höhlen, unter anderem die größte Höhle der Welt (nach Volumen, eine hitzige Diskussion kann man damit auslösen 😉). Wir bleiben in einem Homestay außerhalb des Parks, da wir a) immer gerne ansässige Familien unterstützen b) uns die Übernachtungen in den Parks etwas überteuert erscheinen und c) nur gutes davon gehört haben. Wir werden sogar am Flughafen abgeholt. Für gerade mal 50m gehen! So ein Empfang ist einfach super nett. Nachdem wir also alle kennengelernt haben und unsere Rucksäcke verstaut sind, machen wir uns auf den Weg zum Park. Wir haben für den nächsten Tag zwar eine Tour gebucht, aber unsere anderen Reservierungen sind scheinbar nicht durchgegangen und von einer deutschen Reisekollegin erfahren wir außerdem, dass es sehr wohl „Advanced Caving“ gibt, obwohl dies per Mail verneint wurde. Hier würden wir übrigens gerne festhalten: Mulu ist super! Wirklich, wenn ihr auf Borneo seid, es führt kein Weg daran vorbei und die Anreise (nur via Propellerflugzeug) ist es definitiv wert. Die Organisation des Parks hat aber so seine Macken. Funktioniert nämlich nur per Mail oder vor Ort (aber das ist halt dann eine Lotterie) und auch das dauert so seine Zeit, weil es nur ein kleines schwarzes schlaues Buch gibt, wo dann alles vermerkt ist. Also frühzeitig drum kümmern, lernt aus unseren Fehlern.

Wir kommen also dorthin und alle Touren sind voll. Für den nächsten Tag haben wir noch eine vorgebucht und nach langem hin und her bieten sie uns an, eine zusätzliche Tour (eine Advanced!) für uns anzubieten, falls wir die Prüfung bestehen (sprich, wir dürfen uns bei der anderen Abenteuertour nicht zu blöd anstellen) und eine weitere Person finden. Klingt fair und wir hängen mal ein paar Zettel aus, vielleicht findet sich ja noch jemand. Für den heutigen Tag können wir nur eine „Show cave“ machen, aber besser das, als gar nichts. Und so gehen wir dann also mit 10 anderen Touristen Nachmittags zu den Höhlen Lang und Deer. Erstere soll Bernhards Lieblingshöhle werden, überall hängen Stalaktite und Stalagmite herum und es tropft von der Decke.

 

 

Wir schaffen natürlich mal wieder den Supergau: Unser Hotelschlüssel fällt durch den Holzplankenweg durch. Mist. Ich lenke den Guide ab, während Bernhard schnell runter klettert und ihn suchen geht. Teamwork nennt man das. Hat übrigens geklappt, nochmal Glück gehabt. Niemand hats gesehen. Die nächste Höhle soll vor allem mich beeindrucken. Deer Cave ist die größte Höhlenhalle (gibt es sowas? Ihr wisst zumindest was ich meine!) der Welt, wie gesagt, wenns nach dem Volumen geht. Naja, was soll man schon dazu sagen- große Höhle halt und außerdem gibt es in dieser Höhle eine Felsformation, die aussieht wie das Profil von Abraham Lincoln, wie lustig ist das den bitte. Wir gehen immer weiter rein und der Geruch wird auch nicht unbedingt besser. Wenn man etwas vom Weg abkommt, kommt einem vor, man geht auf Wolken. Findet Bernhard cool.

 

 

Bis zu dem Zeitpunkt, als ich ihm erkläre, dass das alles Fledermauskacke ist. Glaubt er mir natürlich nicht, also muss ich zu harten Maßnahmen greifen. Ich frage unseren Guide. Ich brauche ja wohl gar nicht erst zu erklären, wer recht hatte. Somit geht man also nicht auf Wolken, sondern auf Fledermausscheisse. Wir erleben immer wieder „erste Male“ in diesem Urlaub. Ich hätte wohl etwas diskreter fragen sollen, einige der anderen ekeln sich etwas (ich finde ja, dass der Geruch alleine schon zu denken geben müsste), aber was will man denn erwarten, in einer Höhle mit etwa 3 Millionen Fledermäusen. Jap, drei Millionen. Und wenn es nach mir geht, dürften es sogar noch mehr sein, die sind nämlich der Grund, warum es hier so wenige Moskitos gibt. So eine Fledermaus isst im Schnitt 18g Insekten pro Tag. Bei drei Millionen Fledermäusen haben die Stechvieher also keine Chance! Es dauert etwas, bis wir begreifen, dass die schwarzen Flächen an der Deckenwand Fledermäuse sind, sie fliegen absolut geräuschlos und die meisten schlafen ohnehin. Und auch sonst kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Viel zu schnell ist die Führung auch schon wieder vorbei und wir gehen zurück. Kurz außerhalb der Höhle trennen wir uns von unserem Guide, denn wir werden hier noch einige Zeit warten. Worauf? Den Fledermaus-Exodus, der jeden Tag stattfindet, sofern es nicht regnet. Sprich, die ganzen drei Millionen Fledermäuse fliegen aus der Höhle raus, um auf Futtersuche zu gehen. Das machen die aber nicht einfach so, sondern geordnet und sehr elegant. Etwa zehn Minuten lang verlassen die kleinen in spiralenform die Höhle. Wir bekommen Nackenweh vom durchgehenden in den Himmel starren.

Als es dunkel wird, machen wir uns dann zurück zum Headquarter, das etwa 45 Minuten entfernt ist. Auf halber Strecke fängt es dann mal wieder an zu schütten. Klar, wir sind ja wieder im Regenwald. Haben aber draus gelernt und diesmal sogar eine Regenjacke dabei. Auch wir lernen dazu. Nach dem Abendessen dann zurück zu unserem Homestay. Mit der Kopflampe durch den Regen begleiten vom Liebesgeschrei der Frösche und in absoluter Dunkelheit. Genauso haben wir uns das vorgestellt.

Am nächsten Tag haben wir volles Programm. Wer rastet, der rostet, meine Lieben! Morgens geht’s ab auf den längsten Baumkronenweg der Welt, die stehen hier scheinbar auf Weltrekorde. Für Bernhard ist das durchaus eine Überwindung, so 40 Meter in der Luft. Wir sehen eine grüne Viper, aber die lässt das Ganze zum Glück ziemlich kalt. Nach etwa einer Dreiviertel Stunde haben wir wieder festen Boden unter den Füßen.

 

 

Wir haben kurz Zeit, zurück zum Headquarter zu gehen und ein schnelles Mittagessen zu essen, bevor wir dann am Nachmittag zum Abenteuer aufbrechen: Zu fünft gehen wir samt Guide zur Racer Cave. Die heißt so aufgrund der Schlangen (die heißen Racer, Überraschung) die in der Höhle hausen. Mit dem Boot geht es 20 Minuten flußaufwärts, bevor wir nach kurzem Fußweg beim Eingang der Höhle sind. Wir legen unsere Kletterausrüstung an, Helm auf und Kopflampen an. Es ist soweit. Wir gehen in die Höhle rein und es wird von Schritt zu Schritt dunkler. Einmal um die Kurve und es ist schwarz um uns herum, das einzige Licht kommt von unseren Kopflampen. Bernhard findet meinen Scherz, dass sich das anfühlt wie in Potosi nur halb so lustig. Wir bereuen, unsere Trekkingschuhe nicht mitzuhaben, mit den Laufschuhen rutschen wir auf dem schlammigen Boden nur so herum. Im Hinterkopf natürlich immer die Tatsache, dass wir hier während dieser Tour evaluiert werden, um zu sehen, wie fit wir sind und ob wir die Advanced Tour machen können. Das erste Hinderniss, eine fünf Meter hohe Wand geht es hinauf samt Seilen zur Sicherung. Der Lehm macht es nicht so leicht, aber jeder schafft es. Wir müssen uns durch eine kleine Felsspalte quetschen, Kopf voran, dann die Schultern und danach der ganze Rest. Mit Seilsicherung und einem zum Runterhandeln, geht es dann wieder runter. So geht das ganze dann einige Zeit lang dahin, bis wir in einer großen Halle ankommen. Eigenlich wäre hier der Stop, meint unser Guide, aber er muss noch schauen, ob wir morgen auch wirklich die Höhle machen können, also folgt jetzt noch ein anspruchsvollerer Teil. Finden wir gut. Davor aber noch schnell für gefühlt 5 Stunden das Licht ausmachen. Zu sehen, wie sich die Tiere hier in der Höhle fühlen. Bernhard wird auf die Probe gestellt. Wir haben sicher schon mehr als 5 Handflächengroße Huntsman Spinnen gesehen und er rechnet damit, von einer angesprungen zu werden. Klar, in Wirklichkeit geht es dem Guide nur darum, zu sehen wie wir mit so Extremsituationen umgehen, falls etwas passieren sollte. Licht wieder an und wir gehen weiter, es folgen ein paar anstrengendere Kletterpassagen und einige Rutschpartien über den Boden, nicht nur wir haben unsere Probleme. Wir beschließen, uns Gummischuhe im Center zu kaufen, falls wir die Prüfung bestehen. Wir sind schneller als gedacht und können uns am Weg zurück etwas Zeit lassen. Es geht wieder rauf und runter, wir sind von oben bis unten dreckig, die Schuhe sind nass und ich rutsche dann auch noch aus und schlage mir das Knie so auf, dass mir das Blut runterläuft. Keine Zeit zum Wunden putzen, Indianer kennt keinen Schmerz. Nach etwa 2 Stunden ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Schneller als gedacht, aber unsere Gruppe war gut. Und das Beste? Wir bekommen grünes Licht für die schwierige Höhle und Laura haben wir auch davon überzeugen können, am nächsten Tag mit uns zu gehen. Yeah! Voller Euphorie kaufen wir uns noch schnell die Stoppelschuhe und gehen nochmal mit den anderen Abendessen. Abends regnet es mal wieder in Ströhmen. Bernhard meint, es regnet sicher zuviel und dann können wir nicht in die Höhle, aber ich meine, dass es gar nicht soviel regnen kann in einer Nacht, dass der Flusspegel über 2 Meter steigt. Kann es doch! Am nächsten Tag lässt der Blick aus unserem Homestay auf den Fluss schonmal nichts Gutes vermuten. Wir gehen dennoch rein. Und kaum auf der Brücke, sehen wir schon, dass die Wassersandsanzeige auf rot ist. Die Tour ist gecancelt. Laura, die gerade noch Stoppelschuhe gekauft hat und sie uns freudestrahlend präsentiert, ist genauso enttäuscht wie wir. Im Park stoßen wir auf wenig Verständnis, uns wird weder Ersatz für den nächsten Tag angeboten- obwohl wir genug Personen wären-, noch können wir am heutigen Tag alternativ etwas buchen. Ja, wir scheinen ihnen sogar lästig zu sein. Wir müssen also umdisponieren, gehen an dem Tag wandern und buchen für den nächsten Tag eine Showcave, alles andere ist nämlich auch schon ausgebucht. Was für ein Mist! Wir gehen enttäuscht zurück ins Homestay und werden von unseren Zimmerkollegen getröstet. Dass eine davon gerade am Tag zuvor aber noch die coole Höhle machen hat können, hilft uns halt auch nichts. Unsere Stoppelschuhe nehmen die übrigens auch nicht mehr zurück, obwohl nie getragen. Sie sollen uns die nächsten Tage beim Packen jedesmal daran erinnern, dass wir die Clearwater Connection nicht machen konnten. Wir schauen uns nochmal den Bat Exodus an und auch der nächste Tag ist sehr schnell um mit Höhlentour, baden im Fluss, netten Gesprächen (wir treffen hier soviele Leute!) und einem Nightwalk. Spinnen, Gekos, Minifrösche und jede Menge anderes Getier teilt sich den Dschungel mit uns. Bernhard, der Spinnenliebhaber schlechthin, muss sich echt zusammenreißen. Vor allem wenn der Nahe ran muss um die Taschenlampe zu halten während ich ein Foto mache.

 

 

Am nächsten Tag reisen wir dann wieder ab. Etwas bitter, da an sämtlichen restlichen Tagen unsere Höhlentour hätte stattfinden können. Ja, sogar in dieser Minute sind Leute unterwegs. Hilft alles nix, wir reisen ab. Mit Komplikationen natürlich. Kaum am Flughafen angekommen- also 50m weiter- sehen wir, dass unser Flug gecancelt wurde. Technische Probleme. In Wirklichkeit zahlt es sich vermutlich einfach nicht aus, für 6 Leute zu fliegen. Soviele sind wir hier nämlich. Wir werden umgebucht auf den Flug, den wir nicht wollten, haben wir doch sogar mehr bezahlt, um direkt fliegen zu können, und sind statt 2 Stunden jetzt 6 unterwegs. Hält sich ja in Grenzen. Müde kommen wir dann abends in Kuching, auch bekannt als die „Katzenstadt“ an und stehen beim Hostel erstmals vor verschlossenen Türen, bis wir zwei kleine Kinder dazu überreden uns reinzulassen. Ja, wir fühlen uns schlecht dabei. Aber es regnet und wir wollen einfach nur rein. Eine Stunde später können wir dann auch endlich einchecken. Obwohl wir einen ruhigen Tag haben wollen, kommt es wieder anders und wir wachen früh auf. Grund genug, doch gleich in den Bako Nationalpark zu düsen. Per Bus (den wir nur mit Komplikationen erwischen) geht es bis zum Parkbüro, wo wir dann etwas warten müssen, bevor wir mit dem Boot übersetzen können. Erstmal registrieren. Kaum am Headquarter angekommen, sehen wir sie schon: Nasenaffen. Ihr wisst schon, die verrückten Affen, die wir schon in Sabah gesehen haben.

 

 

Die hier scheinen Menschen allerdings gewöhnt zu sein beziehungsweise sind die zumindest nicht beeindruckt von uns und so können wir sie aus der Nähe beobachten. Die Affenfotos mehren sich quasi. Danach gehen auch wir der Nase nach (man, haben wir einen Lau mit den Scherzen heute) und machen uns auf den Weg zu den unterschiedlichen Wanderwegen. Während es morgens noch nach Regen aussah, kommen wir jetzt ganz schön ins schwitzen und noch auf Trail 1 wird uns beiden bewusst, dass wir wohl eine Wasserflasche mehr einpacken hätten sollen. Zu spät. Der Trail führt  über Stock und Stein durch den Park und endet schließlich an einem wunderschönen Strand. Außer uns sind noch ein paar andere Touristen hier und zwei Boote. So gerne wir auch baden gehen würden, es wird einem stark davon abgeraten, denn in letzter Zeit wurden immer mal wieder Salzwasserkrokodile gesehen. Davon lassen auch wir uns überzeugen. Eine Italienerin fragt uns, ob wir mit ihr und zwei anderen ein Boot chartern würden, um zum Endpunkt des nächsten Trails zu schippern, und sich dadurch den Rückweg und den Hinweg des zweiten Trails zu ersparen. Klingt gut, machen wir. Unser Bootsfahrer ist sehr bemüht und gibt und eine ganze Tour. Zeigt uns sogar, wie wir die Gesteinsformationen fotografieren müssen, damit sie so aussehen wie in der Bako Nationalpark Broschüre.

Probleme haben die Touristen, da können wir nur schmunzeln. Informativ wars trotzdem und wir haben quasi Wasser gespart. Durch das Wasser geht’s dann wieder zurück an Land. Nichts Schlimmeres für mich übrigens, als Sand in den Schuhen und Socken zu haben. Aber dafür ist es zu spät. Vom Strand aus geht es etwa 10 Minuten in die Höhe, bis wir an einen Aussichtsspunkt gelangen, der uns die Sprache verschlägt und Bernhard fast zum weinen bringt- weil er nämlich keine Drohne mithat.

 

 

Die Zeit läuft uns etwas davon und wir wollen noch einen weiteren Trail machen, also geht es wieder zurück. Wir schaffen es zum nächsten Aussichtspunkt und sind froh über die Bootsfahrt, die uns einiges an zeit erspart hat. Wenig später machen wir uns dann auch auf den Weg zurück zum Headquarter. Wir haben kein Wasser mehr, trotz sorgfältigem Rationieren. Und wir müssen auch das Boot erwischen, dass uns zum letzten Bus bringt. Im Headquarter dann erstmal Durst löschen. Während wir noch Fotos vom Wildschwein machen, das so unseren Weg kreuzt, kommt auch schon das Boot.

 

 

Wieder Nasslandung. Es geht zurück nach Kuching. Am nächsten Morgen regnet es und unsere geplante Wanderung fällt ins Wasser. Als es aufzieht machen wir uns auf ins Zentrum und erkundigen die Stadt, essen in Chinatown und Bernhard bekommt ein paar Kaffees. Er war quasi schon auf Koffeinentzug.

 

 

Während wir uns also durch Kuching essen und trinken und versuchen, soviele Katzensymbole wie nur möglich zu finden, vergeht die Zeit auch wieder wie im Flug. Apropo Flug, es geht nach Kuala Lumpur!

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