Kampot. Den Feinschmeckern unter euch vielleicht ein Begriff (uns ja nicht, weil Bernhards These lautet ja „Gut war’s nicht, aber viel“), hier kommt nämlich der berühmte Kampot Pfeffer her. Ja, wir haben es tatsächlich dorthin geschafft, wo der Pfeffer wächst. In Kambodscha. Die Fahrt von Phnom Penh hierher war wohl die angenehmste unserer ganzen Reise. Wir sind noch immer mit Rachel und Chris unterwegs und fahren mit unserem eigenen Taxi. Billiger als der Bus. Daran könnten wir uns gewöhnen. Es geht schnell voran und wir stoppen nur einmal kurz, weil unser Taxifahrer uns seine Familie zeigen möchte, uns auf Kokosnüsse einlädt und seiner kleinen Tochter scheinbar versprochen hat, sie auf den letzten kurzen Teil der Fahrt mitzunehmen. Die Kleine sitzt dann auf der Mittelkonsole und uns ist nicht ganz wohl dabei, aber sie ist nicht dazu zu bewegen, sich auf Chris‘ Schoß zu setzen, trotz Stiften, Einhornsticker und anderen Bestechungstaktiken. Lieber an Papa klammern und wir hoffen nur, dass es nicht zu einer Vollbremsung kommt.
In Kampot haben wir uns in ein kleines Paradies auf Fish Island eingemietet. Komplett neue Bungalows, der wohl netteste Gästehausbesitzer der Welt, wir wissen gar nicht, wie uns an diesem Tag geschieht. So einen guten Tag muss man ausnutzen und wir gehen gut essen. Für den nächsten Tag haben wir uns einen Roller gemietet und brechen alleine frühmorgens auf. Unser Ziel ist Bokor Hill Station, ein Berg in der Nähe von Bangkok, der mich vor allem aufgrund von einem reizt: Französische Kolonialgebäude, die seit der Khmer Rouge Zeit verlassen sind und vor sich hin zerfallen. Selbst ein altes Casino soll es geben.
Wir kämpfen uns also Kurve für Kurve weiter nach oben, durchbrechen Wolkendecken, genießen den Ausblick und irgendwann kommen wir dann oben an. Wir sehen das Casino schon von weitem. Bedrohend steht es nahezu am Abgrund, wird immer wieder von vorbeiziehenden Wolken verschluckt. Doch wir ahnen Böses, sehen einen gelben Bagger vor dem Casino stehen. Und tatsächlich, die Chinesen waren mal wieder schneller als wir. Chinesische Investoren scheinen die alten Gebäude gekauft zu haben und Renovierungsarbeiten sind voll im Gange. Nichts mit stundenlangen Fotosessions, erkunden des Gebäudes oder Drohnenspielereien. Zu sagen, dass wir enttäuscht sind, ist wohl noch eine Untertreibung. Aber alles ärgern nutzt nichts. Zumindest gibt es in der Umgebung noch andere alte Gebäude, wenngleich diese natürlich nichts so beeindruckend sind. Wir klappern die alte Polizeistation, Wohngebäude und Kirche ab, danach geht es zu Wasserfällen, Aussichtsplattformen und Steinfeldern.
Kühl ist es hier oben, die Sonne kommt und geht, der Wind bläst. Übrigens ist heute Melanie-Moped-Tag. Ja, auch ich kann das. Vor allem bergab habe ich Spaß mit den Kurven. Abends trefen wir uns wieder mit Chris und Rachel, es ist das perfekte System, untertags macht jeder, was er will, abends genießen wir gute Gesellschaft. Am nächsten Tag geht es nach Kep, etwas weiter nördlich von Kampot. Dort wartet der Krabbenmarkt auf uns. Leider hat die viele Krabbenfischerei hier große Auswirkungen auf die Riffe, weshalb wir auf das Krabbenessen verzichten und stattdessen zu anderen Fisch, Meeresfrüchten und Gebäck greifen. Auch die ein oder andere Kokosnuss, natürlich. Zwischen den ganzen Ständen und Grillern läuft einem der Schweiß nur so den Rücken runter.
Wir schnappen unsere Sachen und fahren zum nahe gelegenen Strand. ES ist Samstag und hier wimmelt es nur so von Einheimischen, die ihren freien Tag am Meer verbringen wollen. Wir mittendrinnen. Man fühlt sich etwas komisch im Bikini, aber auch andere Touristen sind hier und scheinbar sind die Einheimischen das hier auch gewöhnt. Wir sprinten in die Fluten und laufen, und laufen und laufen. Man fühlt sich wie in Lignano, das Wasser ist pisswarm und tiefer wird es auch ewig lange nicht. Kurz sehen wir Rachel und Chris, bevor wir dann auch schon – mit nochmaligem Umweg über den Markt (die Fressmeile!)- wieder aufbrechen. Unsere nächste Station ist eine kleine Pfefferfarm etwas außerhalb von Kep. Kampotpfeffer. Ich persönlich bin ja nicht so der große Pfefferfreund, aber selbst ich kann mir das hier nicht entgehen lassen. So eine Reise bildet ganz schön. Kaffee. Pfeffer. Nennt uns etwas, wir können euch sagen, wie es hergestellt wird. Oder wo man es herbekommt. Wir düsen also zu Sothy’s Pfefferfarm. Und werden dort gleich mal auf deutsch begrüßt. Eine Führung später wissen wir also nicht nur, wo der Pfeffer wächst, sondern auch welche Arten es gibt, wie er produziert wird und wofür man welchen Pfeffer verwendet. Meine Begeisterung für Pfeffer hält sich trotzdem noch in Grenzen. Das sollen mal die Franzosen für mich erledigen.
Auf dem Weg zurück zum Bungalow erwischt uns dann der Regen, aber perfekt zum Sonnenuntergang reißt es nochmal auf und wir sitzen wieder auf unserem Roller Richtung Salzfarmen. Dort ist es nämlich so flach, dass man eine gute Aussicht haben muss. So zumindest unser Gedanke. Dass es bei den Salzfarmen dann aber durchaus etwas matschig werden kann, daran haben wir nicht gedacht. Wir biegen in die erste Straße ein und nach etwa 10 Metern und 5-maligem Wegrutschen auf beide Seiten, beschließen wir dann doch umzukehren. Straße Nummer 2 schaut da schon besser aus. Zumindest bis zur ersten Kurve, als wir dann im Schlamm feststecken und unsere schwarzen FlipFlops rötlich braun sind. Wie das Moped ausgesehen hat, überlassen wir mal eurer Vorstellungskraft. Mehr rutschend als rollend schaffen wir es zurück auf die Hauptstraße, wo wir mit unserer Drohne mal wieder die Hauptattraktion schlechthin sind. In diesem Fall aber nicht bei den Kindern, sondern bei den „Großen“. Fliegen traut sich aber keiner.
Es regnet die ganze Nacht uns selbst morgens scheint es kaum besser zu sein. Wir haben unseren Transfer schon etwas früher gebucht als Rachel und Chris und brechen schon um 8 Uhr auf nach Shikanouville. ES soll sich herausstellen, dass es eine gute Entscheidung war. Per Minivan geht es zur Partyhauptstadt Kambodschas. Wir bleiben aber nur kurz hier, fahren zum Hafen und kaufen ein Ticket für die nächste Fähre nach Koh Rong Samloem, dem kleinen Bruder von Koh Rong. Weißer Sandstrand, kleine Restaurants, wenig Touristen. So stellen wir uns das kleine Paradies hier im Süden Kambodschas vor. Der Regen und Wolkenverhangene Himmel lässt uns aber erstmal schlucken, als wir nach knappen zwei Stunden von dem Speedboot steigen. Müll liegt auch überall. Das soll das Paradies sein? Wir beziehen erstmal unsere Unterkunft, Essen etwas, schauen uns den nahe gelegenen Strand an und schauen dem Regen zu. Irgendwann kommen dann auch Rachel und Chris an, die beiden hatten bei weitem keine so unkomplizierte Anreise wie wir. Auch am nächsten Tag lässt die Sonne auf sich warten. Wir beschließen dennoch, den Weg zum Clearwater Bay anzutreten. Der Strand soll schöner sein. Dass man dafür aber über eine Stunde über Sand, durchs Wasser und durch den Dschungel muss, scheint irgendwie jeder vergessen zu erwähnen. Und auch ein paar Schilder wären ganz nett. So waten wir also durchs Wasser, sehen eine Viper im Dschungel und bereuen es, nur Flip Flops angezogen zu haben, und kommen durchgeschwitzt endlich an. Und haben uns nur 2 Mal verlaufen.
Doch der Aufwand war es wert. Nicht nur weniger Müll, sondern auch weniger Leute, weißerer Strand und Hängematten. Ich baue die erste Sandburg meines Lebens. Oder zumindest die Mauer. Es regnet mal wieder. Aber zwischendurch zeigt sich auch kurz die Sonne. Irgendwann reicht es uns dann auch und wir treten den Heimweg an. Durch den Dschungel, das Wasser, über den Strand. Da haben wir uns das Abendessen wenigstens verdient. Am nächsten Tag wollen wir schnorcheln gehen. Die Vorraussetzungen scheinen vielversprechend: wir kommen früh weg, die Sonne scheint und keine Leute. Wir schwimmen und schwimmen und schwimmen. Und kommen kaum weiter. Die Strömung ist zu stark. Als uns dann beide auch noch eine kleine Qualle erwischt, sehen wir es ein, wir kommen nicht zur anderen Insel rüber, auch wenn wir es noch so gerne machen würden. Im Nachhinein die wohl beste Entscheidung des Tages. Chris erkundigt sich nämlich bei der Tauchschule zwecks Flossenmietung und die meinen nur, dass es ein Todeswunsch ist an einem Tag wie diesem dort rüber schwimmen zu wollen, die Strömung sei zu stark. Äh ja, haben wir ja dann auch gemerkt. Also nichts mit schnorcheln, dafür wieder über die Insel zum Traumstrand. Nicht nur die Strömung ist heute stark, sondern auch die Flut ist heute besonders hoch. Das merke ich, als ich samt Kleidung bis zum Bauch im Wasser stehe. Zumindest die Kamera ist trocken geblieben.
Dennoch, Sonne auf den Bauch scheinen lassen, im Wasser herumdümpeln und lesen, es könnte schlimmer sein. Tag drei schaut ähnlich aus. Nur, dass uns diesmal Chris und Rachel begleiten. Abends geht es mit dem Boot zurück nach Shikanouville. Wir verbringen die nächste Nacht in Otres Beach, bevor wir morgens per Flugzeug nach Siem Reap düsen. Somit auch- zum zweiten Mal, aber diesmal wirklich- unsere letzte Nacht mit Chris und Rachel. Es wird eine lange, aber eine lustige Nacht…
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