Ica, Huacachina und Paracas oder der „Sommer, Sonne, S(tr)and und Wein- ach ja und Vögel“- Blog

Wir Sparfüchse sind mal wieder nachts unterwegs. Und so kommen wir früh morgens in Ica an, die Nasca Linien haben wir wohlweislich ausgelassen. Wir sind nicht die Einzigen, die mit dem Nachtbus anreisen und die Backpacker- Hostels in Ica scheinen schon darauf vorbereitet zu sein, denn wir können schon morgens einchecken. Was die Touristen wollen, bekommen die Touristen eben auch. Und in meinem Fall bedeutet das: eine Dusche.
Keine Ahnung, ob es nur mir so geht, denn Bernhard jedenfalls verspürt nie den Drang nach diesen langen Busfahrten duschen zu gehen.
In diesem Fall sogar verständlich, denn unser Plan für den Nachmittag: Ab in die Wüste.

Ja, ihr habt richtig gelesen. Und ja, wir sind auch tatsächlich noch immer in Peru. Einen Katzensprung außerhalb von Ica liegt Huacachina, eine Oase umgeben von Sanddünen. Und auch Ica selbst besitzt kleine Sandhügel.
Kontrastprogramm nennt man das. Wir nehmen ein Taxi, in der Hoffnung etwas Geld sparen zu können, wenn wir vor Ort eine Tour buchen und keine 15 Minuten später stehen wir im Sand.
Gestern noch habe ich in Arequipa nachts und in der kalten Dusche gefroren und jetzt sitzen wir hier am Rand der Oase, umgeben von Palmen. Also irgendwas scheinen wir in unserem Leben richtig gemacht zu haben (Antwort: Den Flug gebucht!).


Wir streunen etwas durch Huacachina, klettern ein paar Sanddünen hoch, aber viel gibt es hier nicht zu sehen und nach einem kurzen Ananas- Eis fragen wir mal wieder die Touren durch. Die meisten starten gegen 16 Uhr und die Anbieter kommen uns preislich ziemlich entgegen, weil sie ihre Sandbuggies vollbekommen wollen.
Gut für uns, hat sich das individuelle Rausfahren ja mal gelohnt. Schlussendlich gewinnt der Anbieter mit den coolsten Buggies und nach einem verspäteten Mittagessen geht es auch schon los.
Wir sitzen ganz vorne, wenn schon denn schon. Hinter uns – sie scheinen uns zu verfolgen – ein paar kreischende Mädels, aber die hören wir schon bald nicht mehr. Nach einer kurzen Einstimmungsfahrt, gibt unser Guide so richtig Gas und das Ganze erinnert an einen Vergnügungspark. Die Dünen, quasi ein Spielplatz für Erwachsene.
Also genau das Richtige für uns.


Man gewöhnt sich schnell daran und den Beschreibungen im Internet nach hätten wir uns das Ganze sogar noch viel adrenalinreicher vorgestellt, aber es macht auch so jede Menge Spaß.
Wir stoppen für die obligatorischen Touristenfotos, kennt ihr ja schon, und dann ist es soweit.

Der Moment, vor dem ich mich ehrlich gesagt etwas gefürchtet habe: Wir werden Sandboarden. Klar, klingt super, wenn einem das so gesagt wird, aber ich weiß einfach nicht so recht, was auf mich zukommt. Unser Guide lässt uns nicht viel Zeit zu überlegen. Snowboard, ja oder nein?!
Klar nehmen wir eines, gekniffen wird jetzt nicht. Haben ja gezahlt dafür und wer die Mine in Potosi und die Death Road überlebt, der wird ja wohl auch irgendwie einen Sandhügel runter kommen. Ja, ich kann das. Kein Problem. Wir bekommen Wachs, um die Boards damit einzureiben, damit wir schneller werden. Ich werfe Bernhard mal wieder einen Seitenblick zu, der macht einen auf naiven Schuljungen und ignoriert mich.
Und dann erklärt uns unser Guide, dass wir uns auf das Board legen sollen, Kopf voran geht es dann runter. Soll für Anfänger einfacher sein, als stehend.MIT DEM KOPF VORAN EINEN BERG RUNTER.
Spinnt der?! Bernhard glaubt mal wieder es besser zu wissen und versucht es stehend. Und kommt genau 1 Meter weit, bevor er im wahrsten Sinne des Wortes Sand frisst. Oh, Schadenfreude. Keine Sorge, wir wollen euch alle daran teilhaben lassen und ich habs auf Video! Also dann doch auf dem Bauch. Unten angekommen ein Daumen nach oben. Gut, er lebt also. Und auch für mich gibt es kein zurück und ich lege mich also auf ein gewachstes Holzbrett, um Kopf voraus diese Düne runterzuschlittern.
Es macht Spaß. Klar, ich habe keine Kontrolle, aber irgendwie funktioniert das trotzdem. Unser Guide lacht uns an und meint, dass war jetzt der Baby- Hügel, jetzt geht es dann wirklich los. Babyhügel? Das war ein Hochhaus, ein Wolkenkratzer… Zwei andere aus unserer Gruppe geben ihr Board zurück. Grund genug für mich, meines zu behalten. Ehre und so.
Wir fahren also zur nächsten Düne. Schaut von oben gar nicht so schlimm aus, denke ich mir noch. Bernhard fährt als erster. Und ist auf einmal weg. In dem Moment, in dem wir oben alle „ohoh“ sagen, taucht er aber wieder auf, in rasender Geschwindigkeit. Verliert sogar seine Kappe. Nicht eine Düne geht es hier also runter, sondern quasi zwei. Besser wird’s nicht und ich starte als nächste. Ich weiß nicht, ob ich auf dem Weg nach unten fluche, lache oder schreie. Vermutlich eine Mischung aus allem.
Unten angekommen (das tut übrigens teilweise verdammt weh), grinst mich Bernhard auch schon an. Spätestens jetzt ist der Sand überall. ÜBERALL. Mein BH fungiert quasi als Schaufel, im Gesicht klebt er und selbst in die Hosentaschen meiner Jeans schafft er es irgendwie. Alle kommen heil an und so kämpfen wir uns die nächste Stunde von Düne zu Düne. Wir werden mutiger, probieren mehr aus, sind ohnehin schon voller Sand.

Das Highlight kommt zum Schluss. Der Gigant unter den Sanddünen, der Riese von Huacachina. Wir alle stehen oben und schlucken erstmal. Ja, die erste Düne war wirklich Kindergarten- Niveau. Wahnsinn, es geht so steil nach unten, und von hier aus sehen die anderen unten aus wie Ameisen.
Ich muss mich noch mental vorbereiten, da wagt Bernhard schon die Fahrt. Wahnsinnig schnell ist er weg, eine Staubwolke hinter ihm. Wir sehen nur wieder seine Kappe fliegen und dann den Berg runterrollen. Er lernt halt nicht daraus. Einer nach dem stürzt sich runter. Und dann bin ich an der Reihe. Und ich bin schnell. Schneller als die anderen. Ich höre sie nur „woooooooah“ schreien, in meinem Kopf geht es nur „Scheisse, Scheisse, Scheisse ist das schnell“. Und dann abgebremst. Puh. Mir tut alles weh, aber das war es wert. Am Ende der Komfortzone geht es halt so richtig los.
Wir und unsere Taschen voller Sand steigen wieder ins Auto und fahren wieder weiter rauf um den Sonnenuntergang zu genießen, bevor es wieder zurück zur Oase geht. Dort finden wir dann auch ein Taxi nach Ica und ein langes Streitgespräch auf Spanisch später (wollte der doch tatsächlich auf einmal das Doppelte für die Fahrt als zuvor besprochen, aber nicht mit mir, auch wenn Bernhard die ganze Zeit meint „Red nicht so forsch mit ihm, der hat hier Freunde, wir nicht“) waschen wir uns den restlichen Sand nochmals in der Dusche weg.

Wir sind ja bekanntlich keine Weinliebhaber. Vor allem ich kann ja durchaus ohne Alkohol. Wenn man jetzt aber mitten in Peru in der Weinregion ist, dann kann man fast nicht nein sagen. Und auch diesmal geht es wieder, beflügelt vom vielen Geldsparen gestern, ohne Tour, dafür per Motortaxi morgens los.
Unser erster Halt ist das Weingut Vista Alegre. Und da stehen wir dann erstmal vor geschlossenen Türen. Aber mittlerweile haben wir schon gelernt und deshalb klopfen wir einfach mal an, man weiß ja nie.
Tatsächlich ist jemand da und wir können reinkommen. Nach nur kurzer Wartezeit bekommen wir eine Führung nur für uns zwei, inklusive Verkostung. Wir lernen eine Menge, so richtig begeistern können wir uns aber immer noch nicht. Vor allem der Pisco, das Nationalgetränk der Peruaner (und der Chilenen, aber das ist eine andere Geschichte), erinnert mich einfach zu sehr an Schnaps. Wir haben jede Menge Spaß mit unserem Guide und er auch mit uns, aber irgendwann kommen dann doch noch andere Touristen und er muss wieder weiter.
Das passt uns dann auch, immerhin sind wir schon etwas im Zeitverzug und wollen noch weiter. Mit dem Taxi geht es mitten ins Nirgendwo – zwischendurch sind wir uns nicht einmal mehr so sicher, ob der Taxifahrer uns nicht doch kidnappen will (will er natürlich nicht!) – zum Weingut Tacama.
Hier sieht es schon ganz anders aus, sehr professionell, aber auch sehr touristisch geht es hier zu und wir vermissen den Charme des vorherigen Familienbetriebes. Auch hier werden wir wieder durch den Betrieb geführt und bekommen Kostproben. Für die kann ich mich leider noch weniger begeistern, wenngleich der Rest unserer Gruppe scheinbar Geschmack daran findet. Scheinbar liegt es wirklich an mir und an meiner Abneigung.

Wir sind hungrig, wollen aber nicht hier auf dem Gut essen und machen uns wieder auf die Socken. Unsern Taxifahrer haben wir nicht warten lassen, und im Nachhinein fragen wir uns, ob das so eine gute Idee war.
Hier scheint nicht viel zu sein, vor allem keine Taxis. Wir beschließen, einfach mal Richtung Hauptstraße zu gehen und nach nur kurzer Zeit scheint das Glück auf unserer Seite zu sein und wir finden doch tatsächlich einen Taxifahrer.

Zurück in Ica geht es dann recht schnell, Supermarkt, Rucksäcke holen und auf zum Busterminal. Wir wissen, dass die Busse Richtung Paracas eigentlich schon weg sind, sind aber optimistisch, bei so vielen verschiedenen Busanbietern, wird ja wohl noch einer nach Paracas fahren.
Tja. Tun sie nicht.
Da hat uns unsere „wird schon werden“- Mentalität die wir in den letzten Tagen irgendwie haben, doch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber alle Wege führen nach Rom und so fahren wir nach Pisco und nehmen dann ein Taxi zurück nach Paracas- unglaublich aber wahr: Auf diese Weise haben wir sogar noch Geld gespart.

Es ist schon dunkel, als wir in Paracas ankommen und wir sind müde, fertig und vor allem hungrig. Also, erst Abendessen und dann noch schnell alles klar gemacht für den nächsten Tag.

Wir fahren nämlich zu den Islas Ballestas, auch bekannt als „Galapagos für Arme“. Wir wollen nach Galapagos und arm sind wir auch, also gekauft.
Klar, dass es mal wieder nicht so läuft wie wir uns das vorstellen. Wenn wir eines gelernt haben bisher auf unserer Reise: Glaube nichts und niemanden, vor allem keinen Touranbietern. Die versprechen dir alles: „Klar, haben wir warmes Wasser in der Dusche! Ja, wir legen großen Wert auf Pünktlichkeit! Wir verwenden nur Wasser aus Flaschen! Nein, der Bus fährt jeden Tag!“ Gehört dazu und man gewöhnt sich dran. Unsere Taktik ist meistens, dass Bernhard sich auf Englisch erkundigt und einfach mal zuhöre, wenn sie untereinander spanisch reden. Meistens dann eine Überraschung, wenn ich mich dann auf Spanisch einbringe.

Nach Diskussionen, Verzögerungen und Ärgernissen sitzen wir dann schlussendlich doch irgendwann im Boot und machen uns auf den Weg. Unterwegs sehen wir ein paar Delfine, bevor ich es noch vor Bernhard erblicke: Vögel. Erinnert alles an den Hitchcock Klassiker. Bis jetzt können wir kaum glauben, dass uns keiner auf den Kopf gekackt hat. Die Wahrscheinlichkeit war definitiv gegeben.
Fliegende Vögel, schwimmende Vögel, herumsitzende Vögel. An manchen Stellen ist es so weiß – oder auch schwarz – dass man den Boden vor lauter Vögel gar nicht mehr sieht.
Seid froh, dass das hier nur ein Blog ist und ihr nicht alle unsere Sinne miterlebt, denn der Chemiker in uns riecht ganz klar Ammoniak. Aber es passiert soviel und gibt soviel zu sehen, dass der Geruch wirklich in den Hintergrund rückt.

Wir erhaschen noch einen Blick auf Humboldpinguine, sehen jede Menge Robben und Pelikane. Viel zu schnell vergeht die Zeit und das Speedboot kehrt wieder zurück in den Hafen.
Dort haben wir kurz Pause, bevor es in den Nationalpark geht. Dort sehen wir interessante Felsformationen, erfahren mehr über das Gebiet hier, sehen rote Strände und auch jede Menge Tiere.


Bernhard hat es nun leider doch erwischt und er hat ziemliche Bauchschmerzen und sucht in regelmäßigen Abständen das Klo auf. In normaler Männermanier leidet er aber nicht nur selbst, sondern lässt auch mich daran teilhaben. Auch wenn er glaubt, dem Ende nahe zu sein und einen langsamen Tod zu sterben, hier gleich mal die Entwarnung: Doch nur eine Unverträglichkeit und nach zwei Tagen wird der Spuk wieder ein Ende haben. So richtig genießen kann er den Trip hier also nicht.
Am späten Nachmittag kommen wir wieder zurück und schultern unsere gepackten Rucksäcke, denn der Bus nach Lima wartet.

 

 

Statistik:

Im Moment sind wir süchtig nach: Ananas- Eis
Verluste: Mal keine, schreibt euch das bitte auf
Geld gespart: Galapagos ist zum Greifen nahe

 

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1 Kommentar

  • Reply
    Anne
    June 25, 2017 at 18:54

    Hallo ihr beiden…
    Immer wieder schön und interessant von euch zu hören und zu lesen !!!
    Alles Gute weiterhin….bleibt vor allem gesund !!! glg…Anne

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