Nach etwa vier Stunden Flugzeit landen wir in Hong Kong. Und sind erstmal überrascht, wie frisch es hier ist. Und mit frisch meinen wir, dass wir uns den Hintern abfrieren. Ja, wir sind keine 20 Grad mehr gewöhnt. Mit dem Bus geht es vorbei an Hochhäusern, Disneyland und riesigen Containerhafen. Unser Ziel ist Kowloon, einem Viertel Hong Kongs, wo der Einheimischenanteil dem Touristenanteil noch etwas überwiegt, der vollgepackt ist mit kleinen Wohnungen, der aber vor allem relativ leistbare Zimmer hat. Das relativ leistbar ist natürlich so eine Sache. Wir gehen die paar Meter zu unserem Hotel, dass wir natürlich erstmal nicht finden. Im siebten Stock eines Megakomplexes werden wir dann doch fündig. Die Rezeption erinnert an ein Wohnzimmer, das seine besten Tage schon hinter sich hat, wir passen mit unseren beiden Rucksäcken gerademal so rein. Unser Zimmer liegt im zehnten Stock, in den Gängen hängt Wäsche, gegenüber befindet sich ein Parkdeck und überhaupt erinnert uns das ganze etwas an unsere Unterkunft damals im Einkaufszentrum in Kota Kinabalu. Wie wir lernen, komplett normal hier einfach Shops neben Wohnungen im 10ten Stock, auch in den nächsten Tagen sollen wir noch Restaurants und Shops verstreut auf mehreren Stockwerken und schlecht gekennzeichnet finden.
Unser Zimmer ist größer als erwartet. Wir haben uns für unsere Verhältnisse quasi mal etwas geleistet. Dreißig Euro pro Nacht! Dafür bekommen wir zwei Einzelbetten in einem Zimmer, das dem Schrank von Harry Potter alle Ehre machen würde. Auf etwa 5 m² findet man hier alles was man braucht. Wenn ich mich quer über das Zimmer lege, kann ich beide gegenüber liegende Wände berühren, wenn man in dem Zimmer hinfällt, dann landet man immer auf einem der beiden Betten, sogar aus dem Bad raus würde dies funktionieren. An jeder Wand steht ein Bett, dazwischen etwa 30 cm Platz. Wie gesagt, größer als erwartet. Sogar ein Bad mit etwa 1m² hat hier noch Platz gefunden. Aber, es gibt einen Föhn. Die kleinen Dinge im Leben.
Wir ziehen uns erstmal schön warm an und begeben uns auf Erkundungstour. Wir schmökern durch den Ladies Market, auf dem es überraschenderweise neben Männern jeglichen anderen Krimskrams und das ein oder andere vom Lastwagen “gefallene” Produkt gibt, weiter über die Sneaker Street, deren Angebote für Converse uns daran zweifeln lassen, dass diese tatsächlich echt sind und nehmen es mit dem unterirdischen Verkehrssystem auf. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang schaffen wir es dann zur Promenade. Die kühlen Temperaturen (jaja, lacht ihr nur!) laden aber nur wenig zum Verweilen ein und wir vertagen die Lichtershow auf ein anderes Mal und machen uns stattdessen auf zur Avenue of the Stars, die aber geschlossen ist und quasi jetzt Park of the Stars heißen sollte. Der Hollywood Boulevard Hong Kongs quasi. Zugegebenermaßen kennen wir außer Jackie Chan und Bruce Lee niemanden hier, aber wir nehmen uns fest vor diese Bildungslücke zu schließen, wenn wir erstmal wieder daheim sind.
Zurück geht es über den bekannten Temple Market, einem Nachtmarkt, der uns etwas an den Ladies Markt erinnert. Während wir hier auf der Suche nach Essen sind, werden wir aber enttäuscht. Wieder nur allerlei Zeugs. Mal ehrlich, wir sind geschockt von den Preisen hier. Während Bernhard mir in Bangkok noch Hong Kong schmackhaft machen wollte und meinte: „Nur das Wohnen ist so teuer, der Rest ist günstig, denn der Staat will ja die Leute bei Laune halten“, erkennen wir bald, dass das eine Lüge ist. Um Bernhard satt zu bekommen, müssen wir Geld in die Hand nehmen! Wir folgen Einheimischen und landen in einem Loch in der Wand. Aber dort gibt es immerhin Nudelsuppen zu günstigeren Preisen, die noch dazu gut schmecken. Das mit dem Bestellen ist übrigens interessant, wir können weder die Speisekarte lesen, noch kommen wir hier mit unseren Sprachkenntnissen besonders weit. Bernhards Chinesisch Kurs ist auch schon wieder eine Weile her und außer „Melone“ kann er auch nichts mehr sagen. Aber verhungert sind wir noch nie, und es klappt auch diesmal gut. Selbst die Nacht in der Sardinenbüchse ist besser als erwartet, ein voller Erfolg also.
Bernhard ist im Hong Kong Fieber und ist von allem und jedem begeistert. Technik überall, blinkende Lichter, überall gibt es Krimskrams. Wer Bernhard kennt, weiß er schwebt im siebten Himmel. Und irgendwann trifft es dann auch mich. Vor allem aber wegen einem: Fotomöglichkeiten überall. Das Hochhaus nebenan, das einfach unglaublich verdeutlicht, wie die Lebensverhältnisse hier sind, oder Plätze, die einen an den Times Square erinnern. Wir machen uns auf zum Yick Fat Building, eines der Hochhäuserkomplexe, der einem die Sprache verschlägt. Wir können nur raten, wie viele Leute in diesem Komplex hausen. Hunderte. Tausende. Man fühlt sich klein. Und die Sardinenbüchse fühlt sich auf einmal größer an, als noch am Vortag. In der Shoppingmeile Hong Kongs, Causeway Bay, streunen wir nur kurz herum. Bernhard ist im Drohnenhimmel, kann sich aber zurückhalten. Mittaggegessen wird am Bowrington Road Market. Wir sind die einzigen Touristen hier scheint es und bis heute wissen wir nicht, was wir da so genau gegessen haben. Aber gut war es. Die Ente. Oder das Hühnchen- hoffen wir zumindest.
Hong Kong scheint einen Narren an New York City gefressen zu haben. Straßennamen, Viertel, Einkaufszentren. Und so gibt es auch ein SoHo. Wir sind vor allem für eines da: Wir wollen Rolltreppe fahren! Endlich, endlich, endlich muss ich mal keine zighundert Stiegen bergauf gehen. Nein, mit der Rolltreppe wird der Hang bezwungen. Amüsanterweise muss man zur Richtigen Zeit hin, denn den halben Tag geht die Rolltreppe bergab und den Restlichen bergauf, aus unseren Südamerika Fehlern haben wir gelernt und fahren mit der Rolltreppe dieses Mal bergauf. Bergab schlendern wir dann durch das Hipsterviertel, mit einer kleinen Brauerei oder einem hippen Cafe an jeder Ecke, besuchen einen alten chinesischen Tempel, shoppen im ehemaligen Polizeigebäude, in dem sich nun vor allem junge Designer einfinden, und gönnen uns Straßentees, Bubble Teas und Nudelsuppen von Köchen mit Michelin-Sternen. Hong Kong ist nämlich auch kulinarisch nicht von schlechten Eltern.
Noch nie haben wir so günstig (verhältnismäßig!) gehobene Küche genossen. Ja, wir sind ja eher die Verfechter von authentischem Straßenessen, aber hier können nicht mal wir nein sagen. Keine Sorge, wir bleiben weiterhin bei gut und günstig. Wir pilgern nochmal zum Hafen, um uns die Lichtershow anzuschauen, die uns ehrlich gesagt nicht vom Hocker haut. Wir sind verwöhnt, Singapur hat uns wohl ruiniert.
Am nächsten Tag geht es zum Choi Hung Estate, wo wir neben jungen asiatischen Mädels in Designeroutfits samt professionellen Fotografen und ein paar Jungs mit Filmausrüstung ein paar Aufnahmen machen. Daneben Bewohner des Komplexes, die sich hier zum Morgensport eingefunden haben. Wir wissen gar nicht, wohin mit uns. Mittags gibt es Dim Sum, sehr zur Freude von Bernhard. Ich kann mich mit der Konsistenz einfach nie so richtig anfreunden. Über den Goldfischmarkt, geht es zum berühmt-berüchtigten „Backpacker-Ghetto“, die Chungking Mansions (diese Wohnungsdichte ist irre!) und mit der Fähre setzen wir wieder auf die andere Flussseite über. Im Bus geht es rauf zum Victoria Peak. Die Straßen sind vollgestopft, die Busfahrt ist rasant, aber wir schaffen es schließlich rechtzeitig, und vor allem unversehrt, zum höchsten Aussichtspunkt. Kalt ist es hier, der Wind bläst uns um die Ohren. Als sich die Sonne dann auch noch verzieht, bin ich kurz vorm erfrieren. Kurzzeitig vergesse ich die Kälte, als es dunkel wird und Hong Kongs Lichter einen atemberaubenden Anblick bieten. Aber nur kurz.
Wir fragen uns das erste Mal, wie wir das wohl machen sollen, wenn wir mitten im Winter wieder in Österreich landen werden. Mit dem Bus soll es wieder runter gehen. Das dauert aber. Wir warten ewig. Machen die absichtlich glaube ich. Noch nie habe ich mich so auf die Sardinenbüchse gefreut.
Tag Nummer vier liegt ganz im Zeichen des Shoppings. Bernhard redet schon seit Tagen davon, was er sich in Hong Kong alles kaufen wird. Schnell stellt sich heraus, dass die Zeiten der Megaschnäppchen wohl vorbei sind, Globalisierung sei Dank. Dennoch geistert uns die ein oder andere Sache im Kopf herum. Aber das Reisebudget ist erschöpft, das Konto wird immer leerer und wir entscheiden uns dagegen. Wir werden es noch bereuen. Das ein oder andere „Souvenir“ schafft es dann doch in den Rucksack. Und es wäre nicht Bernhard, wenn er nicht mindestens mit einem Elektronikteil mehr aus Hong Kong abreisen würde. Wir haben jetzt also einen Gimbal. Für die Videos, die er ja so brav zusammenschneidet und online stellt. Findet ihr die auch so super wie ich? Sarkasmus-Alarm! Übrigens, er meint, dass er die auf alle Fälle nachreichen wird. Ich bin dafür, dass wir hier auf dem Blog eine eigene Wettkategorie zum Thema Videos einrichten sollten.
Und dann ist es auch schon wieder soweit. Fast, aber nur fast, werden wir die Sardinenbüchse vermissen. Schon auch irgendwie praktisch.
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