Der Blog auf den alle gewartet haben. Wir sitzen im Bus Richtung Flughafen und können es selber noch nicht so recht glauben. Es geht tatsächlich nach Galapagos. Urlaub vom Urlaub also (denken wir uns noch, pff, wie wir uns da täuschen werden). Wir freuen uns, gleichzeitig sehen wir unsere Dollars aber nur so aus dem Fenster fliegen, beschließen aber uns darüber später Gedanken zu machen.
Am Flughafen angekommen erfahren wir, dass wir durchaus eine Stunde länger schlafen hätten können. Der Schalter für das Touristen Visum hat nämlich noch geschlossen, fällig werden gleich mal 20$ und noch sind wir nicht mal in der Nähe der Inseln. Kein Problem, Bernhard döst im Stehen vor sich hin und ich unterhalte mit Mathilda, einer Achtjährigen und wir unterhalten ebenso auch alle anderen Leute in der Schlange, wenn sie mein Spanisch verbessert und ich versuche ihr deutsche Wörter beizubringen. Auf einmal geht es ruckzuck. Rucksäcke gecheckt, Kontrolle bezahlt, eingecheckt und ab Richtung Gate. Es geht nach Santa Cruz, eine der vier bewohnten Inseln auf Galapagos. Etwa 96% der Inseln stehen zu Recht unter Naturschutz, und zu vielen Orten kommt man auch nur mittels Kreuzfahrt, auf die haben wir aber verzichten und so werden wir die nächsten paar Tage in Puerta Ayora, der Hafenstadt auf Santa Cruz, verbringen.
Vom Flughafen geht es mittels Bus bis zum Hafen von Baltra (Baltra heißt die Insel auf der sich nur der Flughafen befindet, sonst nix), dann via Fähre rüber nach Santa Cruz und letztendlich mit dem Bus in den Ort. Also um ehrlich zu sein, irgendwie hatten wir uns Galapagos anders vorgestellt. In Puerto Ayora wechseln sich Souvenirshops, Touranbieter und Restaurants ab. Und es regnet. Das soll also Galapagos sein? Bernhard kann es gar nicht glauben und auch ich mache gute Miene zum bösen Spiel. Egal, unser erster Tag ist eh erstmal gut durchgeplant. Auf geht’s zur Darwin Station, einer Aufzuchtsstation für Schildkröten bzw. ist es eine Forschungsstation für fast alles. Es klart auf, ja die Sonne brennt uns auf den Kopf- Guten Tag, Sonnenbrand Nummer 1, es soll nicht der letzte bleiben!
Spontan beschließen wir noch zu Las Grietas zu laufen, einer mit Wasser gefüllten Felsspalte. Klingt gut, oder nicht? Ins Taxi-Boot gehüpft und es geht los. Dort lernen wir auch Matze kennen, einen der sozialsten Menschen, der uns in unserem Leben wohl jemals untergekommen ist und der uns die nächste Zeit noch begleiten wird. Sein Nachname gleicht einer beliebten österreichischen Biersorte – Schicksal. 20 Gehminuten später sind wir dann auch schon an besagter Schlucht. Das Licht ist einfach perfekt und die letzten Sonnenstrahlen fallen noch genau zwischen die Spalten. Da ist es dann auch egal, dass das Wasser saukalt ist. Taucherbrille auf, Schnorchel rein und los. Zum Glück haben wir uns Brille und Schnorchel gekauft! Uns bleibt etwa eine Stunde, bis hier geschlossen wird und wir wollen bis zum Ende dieser Grotte kommen. Nach Pool Nummer eins geht es über ein paar Steine rein in Pool Nummer zwei und schließlich auch Nummer drei. Das Licht sieht unter Wasser noch spektakulärer aus als oberhalb und es ist perfekt. Außer uns sind kaum mehr Leute hier. Spätestens in Pool Nummer 2 lassen wir auch den letzten zurück. Nach einer Dreiviertelstunde treten wir den Rückweg an, recht viel länger wäre auch nicht mehr gegangen, ich glaube es gibt kein Fleckchen an meinem Körper, der nicht von Gänsehaut übersäht ist. Vor lauter Schnorcheln haben wir ganz aufs Klippenspringen vergessen, aber was solls. Wieder zurück im Hafen gibt’s erstmal ein Bier für Matze und Bernhard und Schokolade für mich. So einen perfekten Einstieg muss man schließlich gebürtig feiern. Wir fragen uns durch, wo man günstig essen kann und landen zum zweiten Mal an diesem Tag in der Straße der Kiosks, allerdings schaut das ganze jetzt etwas anders aus als beim Mittagessen. Die Straße ist gesperrt und voll mit Tischen, wo sich auch schon eine Menge andere Touristen eingefunden haben. Hier gibt es frischen Fisch, Hummer, Langusten und alles, was sonst noch so das Herz begehrt zu mehr oder weniger vernünftigen Preisen. Immer noch teuer aber erschwinglich! Wir probieren unsere erste Cazuela aus und satt und zufrieden, machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Hafen. Dort liegen mal eben jede Menge Seelöwen auf den Bänken herum und im Scheinwerferlicht des Hafens können wir jede Menge kleine Haie beobachten. Ja, ihr habt euch nicht verlesen, einfach mal so im Hafen sieht man mehr, als sonst im Zoo. Galapagos, wir lieben dich!
Der Plan für Tag Nummer 2? Wir wollen Schildkröten sehen. Und zwar die großen! Jeder kennt sie die zahmen Riesen – Galapagos Schildkröten. Dazu muss man rauf ins Hochland fahren und hat mehrere Möglichkeiten: Tour, Taxi, Bus, Rad oder zu Fuß. Wer uns kennt weiß, auf die Tour verzichten wir. Und so kommt es, dass wir mit den Rädern vom Hostel zur Busstation fahren, um mit dem Bus nach Santa Rosa zu fahren, wo wir dann etwa 45 Minuten zur Schildkrötenfarm gehen. Blöd nur, dass es aus Eimern regnet. Und ratet mal, wer keine Regenjacke mithat. Richtig, ich. Das muss man ja wirklich mal festhalten, dass Bernhard besser vorbereitet war als ich. Meine Vermutung ist ja, dass er einfach zu faul war, sie aus seinem Rucksack auszupacken. Nass und etwas schmutzig kommen wir etwas verspätet (wer konnte damit rechnen, dass das so lange dauert!) bei El Chato an.
Wir erkunden die Lava Tunnel, Tunnelformationen, die man auf der ganzen Insel finden kann, und gehen immer weiter in den Wald hinein. Schon nach ein paar Metern der erste „Stein“. Oh, der Stein bewegt sich! Richtig, es handelt sich um Riesenschildkröten. Mittlerweile ist uns der Regen scheissegal. Zig Schildkröten sind um uns herum, eine größer als die andere. Wir verbringen Stunden hier, wandern herum, beobachten, filmen und fotografieren was das Zeug hält. Irgendwann lässt auch der ärgste Regen nach und es nieselt nur immer mal wieder vor sich hin. Damit können wir umgehen. Zurück beim Eingang werfe ich die Idee nochmal auf, dass wir doch vielleicht per Anhalter zurück fahren könnten. Weder Bernhard noch ich haben groß Lust darauf eine knappe Stunde durch den Matsch zu laufen und da die Taxis hier Pickup-Trucks sind, bietet sich das ja gerade zu an. Beim zweiten Taxifahrer klappt es dann auch und schon sind wir hinten auf der Ladefläche. In Santa Rosa springen wir dann ab und laufen zur Busstation. Bus kommt irgendwie keiner, aber es bleibt mal wieder ein Taxi stehen in dem schon ein Brasilianer sitzt, der sich blendend mit seinem Fahrer für den Tag versteht. Wir haben keine Lust mehr zu warten und springen rein und die nächste halbe Stunde unterhalte ich mich blendend, während Bernhard dumm aus der Wäsche starrt. Tja, hätte er mal besser etwas Spanisch gelernt. Der Taxifahrer lobt uns noch, für unseren genialen Geld-Spar-Plan und lacht, als wir ihm erzählen, dass wir sogar per Anhalter gefahren sind. Sowas sieht man wohl auf Galapagos nicht zu oft. Er schmeißt uns bei den Rädern raus und wir haben insgesamt also statt 40 € pro Person gerade mal 5€ ausgegeben. So kann es weiter gehen.
Mit unseren Rädern geht es ab zum Mittagessen, und danach zur Bahia de Tortuga aka Schildkrötenstrand. Wieder sind wir etwas im Zeitverzug, denn bis man mal am Strand ist, geht man schon mal eine halbe-dreiviertel Stunde. Dann geht es über weißen Sandstrand bis an dessen Ende, wo schon ein paar Meeresiguanas auf einen warten. Die verstecken sich prinzipiell echt gut, nur durch das spucken von Salz erkennt man sie auf den Lavasteinen. Weiter hinten kommen wir dann auch zur Bucht, wo sich auch andere Touristen aufhalten und in der Sonne räkeln, die schaut nämlich auch immer mal wieder durch die Wolkendecke. Wir hüpfen rein ins Wasser und relaxen etwas, bevor wir wieder den Rückweg antreten müssen. Kaum zurück gibt es noch schnell ein Abendessen bei einem der Kiosks und dann geht es schnell heim, wir wollen nämlich zum Crossfit. Ja, sogar hier, am letzten Fleckchen Erde ist dank Tourismus Crossfit angekommen. Wir merken mal wieder, was für Waschlappen wir geworden sind, aber genießen es auch, uns mal wieder richtig auszupowern. Endlich kommen wir geschafft ins Hotelzimmer an. Wie war das noch mit der Entspannung hier auf Galapagos?
Für den nächsten Tag haben wir uns einen Schnorchelausflug nach Pinzon, einer Insel im Westen von Santa Cruz gebucht. Zusammen mit zwei ecuadorianischen Familien geht es also auf einem kleinen Boot morgens los. Klugerweise haben wir darauf bestanden, lange Neoprenanzüge zu erhalten, denn spätestens beim ersten Mal reinspringen, merken wir, wie kalt das Wasser hier ist. Die Hälfte unserer Mitstreiter kann leider nicht so wirklich schwimmen – warum man dann auf einen Schnorcheltrip geht, ist uns bis jetzt ein Rätsel – und dümpelt in ihren Schwimmwesten so vor sich hin. Unser Guide kennt jede Stelle und Ritze hier auswendig uns so sehen wir jede Menge Fische, ein paar Schildkröten und Robben und sogar Haie, keine Panik sind maximal 50cm lang und noch Jungtiere. Meine Zähne klappern jedes Mal, wenn wir aus dem Wasser kommen, die Sonne lässt sich kaum blicken. Ganze dreimal geht es ins Wasser, und mir könnten Körperteile vor Kälte abfallen, ich lasse es mir nicht nehmen reinzuhüpfen. Kalt sein, kann mir ein anderes Mal, wir sind hier verdammt noch mal auf Galapagos. Der Kapitän und sein Matrose kümmern sich auch um uns, wir bekommen Tee, warmes Essen, Snacks und Handtücher. Über letzteres freue ich mich am meisten. Am späten Nachmittag kommen wir wieder zurück in den Hafen und treffen auch prompt Matze wieder. Mit dem gehen wir zufälligerweise morgen tauchen. Um sieben Uhr morgens geht es los und ein Auto bringt uns zur anderen Seite der Insel, wo auch unser Boot schon auf uns wartet. Zusammen mit 10 anderen Tauchern oder Schnorchlern geht es auf zum ersten Tauchspot Daphne. Wir sind etwas nervös, weil wir schon ein knappes Jahr nicht mehr Tauchen waren, aber schon am Tag zuvor bei der Anprobe haben uns alle versichert, dass wir kein Problem haben sollten. Ich habe immer wieder mal Probleme mit meinen Ohren beim Runtergehen, aber diesmal geht alles ohne Probleme, auch der Rest ist wie Fahrradfahren. Unser Guide Leo, Matze, Bernhard, zwei Amerikaner und ich, verbringen die nächsten Minuten also am Meeresboden, umgeben von Schildkröten, Fischen, Rochen und und und. Wir müssten Meeresbiologen sein damit wir alles was wir sehen auch bennnen können, unglaublich was man hier im Wasser alles siegt. Wir tauchen in eine kleine Höhle, posen etwas herum und nach 45 Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Länger darf man nämlich hier nicht tauchen und einigen von uns ist ohnehin schon zuvor sprichwörtlich die Luft ausgegangen und mussten auf Befehl von Leo auftauchen. Zähneklappernd geht es zum zweiten Tauchspot North Seymour. Die Erwartungen sind groß, und wir werden nicht enttäuscht: Jede Menge Haie. Bernhard wartet vergeblich auf seinen Hammerhai. Man wird ja irgendwie schon ignorant hier auf Galapagos. Haben wir uns in Indonesien noch bei jeder Schildkröte fast in die Hose gemacht und in Belize unseren ersten Hai richtig gefeiert, werden hier auf Galapagos die Schildkröten ignoriert und Haie sind erst cool, wenn sie in Scharen um einen herum schwimmen. Und wenn mir in Belize noch kurz das Herz stehen geblieben ist, als ich den Hai auf mich zuschwimmen sehen habe, chillen wir hier mal einfach so mit 10 Haien ab. Und das sind nur die, die wir zählen konnten! Bernhard und ich verbrauchen etwas weniger Luft als der Rest unserer Gruppe, die Leo nach oben schickt. Zu dritt geht es also noch etwa 10 Minuten weiter. Wir sehen einen riesigen Eagle Ray, das Tageshighlight für mich (mein Traum: mal mit einem Manta Rochen zu tauchen ist es nicht, aber kommt ihm sehr nahe!). Die Strömungen hier sind wirklich verrückt, aber Leo weiß ganz genau, wann wir uns an Steinen festhalten müssen und wann es heißt, loslassen um mit dem Strom zu schwimmen. Eine ganz neue Erfahrung für uns. Klar, haben wir vorher schon Strömungsgetaucht, aber definitiv nicht in dieser Kategorie.
Der Tauchspot Nummer 1 hier in Galapagos – mal abgesehen von den Inseln Darwin und Wolf, die allerdings nur mittels Tauchboot zu erreichen sind und demnach nicht in unserem Budget liegen – ist Gordons Rock. Dort ist die Wahrscheinlichkeit am größten, mit Hammerhaien schwimmen zu können, allerdings gibt es hier auch sehr schwierige Strömungen und wir haben für uns selbst beschlossen, dass das eine Nummer zu hoch für uns ist. Kaum stehen wir am Boot meint aber Leo zu uns „Und übermorgen Gordons Rock?“. Wir erklären ihm, dass wir noch nicht genug Tauchgänge haben, er meint aber er traut uns das durchaus trotzdem zu. Was also tun? Unsere ganze Planung umwerfen, länger auf Santa Cruz bleiben? Isabela komplett auslassen? Wieder zurück kommen? Und was, wenn dann gar keine Hammerhaie da sind? Der Alptraum für mich, ich HASSE Entscheidungen. Aber wenn es dann schnell gehen muss, treffe ich meistens schnell eine, hinter der ich dann auch stehen kann (außer beim Essen, da wähle ich ja wirklich immer das falsche). Bernhard ist da genau umgekehrt, die leichten gehen ihm schnell von der Hand, aber unter Druck kann man ihn vergessen. Zwanzig Mal ändert er seine Meinung, je nachdem mit wem er diskutiert und kann sich einfach nicht festlegen. Wann immer ich glaube, dass er es nun endlich hat und ihm nochmal pro und kontra vorsage, fällt einem von uns dann doch noch ein neuer Punkt ein, und das Spiel geht von vorne los. Wer mir nicht glaubt, der kann gerne mal 2 Wochen mit uns reisen.
Nachdem also unsere gesamte Umwelt von uns genervt ist, beschließen wir am nächsten Tag nach Plan nach Isabela zu fahren, in der Tasche die Telefonnummer eines anderen Tauchshops, der uns ebenfalls mitnehmen würde, bei dem wir aber irgendwie kein so gutes Gefühl haben. Den letzten Abend gehen wir nochmal mit Matze essen, bevor es früh ins Bett geht. Wir sind geschafft von all den Aktivitäten, doch Zeit zum Ausschlafen bleibt nicht.
Mehr dazu in Teil 2 unserer zweiteiligen Serie „Die Galapagos Inseln“.
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