Wir wollten nicht nach Indonesien. Wirklich nicht. Aber irgendwie doch. Raja Ampat heißt das Ziel- bevor es zu touristisch wird. Daraus wurde dann aber nichts, weil wir einfach nicht von Borneo nach Sulawesi übersetzten konnten. Indonesien somit gestrichen oder? Wenn uns da nicht diese kleine Insel Flores verfolgen würde. Wir waren vor einigen Jahren schon mal in Indonesien und sind damals quer von Java über Bali, die Gilis bis nach Lombok. Und zwischen drinnen wollten wir diesen Plan komplett über den Haufen schmeißen. Eben wegen Flores. So, jetzt fragen sich wahrscheinlich viele, was an Flores denn so besonders ist. Bali- klar kennt man. Gili-Inseln- wer war da eigentlich nicht auch schon. Aber Flores?
Flores ist vor allem für eines bekannt: den Komodo Nationalpark. Und dieser wiederum für zwei Sachen: Komodowarane und Tauchen. Wo wir auch schon beim Thema wären: Die letzten Drachen bzw. Leguane auf Steroiden, die einen mit nur einem Biss töten könnten und nebenbei noch eines der besten Tauchgebiete der Welt? Damals mussten wir auf Flores verzichten, zu teuer waren die Flüge und zu zeitintensiv die Alternativen. Damals haben wir aber auch beschlossen, dass wir definitiv einmal zurückkommen werden.
Genau deshalb haben wir spontan beschlossen, dass jetzt die Zeit dafür ist. Von Kuala Lumpur geht es also über Jakarta nach Flores, nach Labuan Bajo um genau zu sein. Von dort dann über das Festland bis nach Maumere und danach wieder zurück. So zumindest der Plan. Den könnt ihr aber getrost vergessen, seitdem ist viel passiert:
Wir landen mit nur 2 Stunden Verspätung in Labuan Bajo. Dort dann erstmal ins Zentrum und auf Unterkunftssuche. Wir nehmen das erste das wir uns notiert haben, weil faul und weil heiß. Und es sieht gut aus. Auch ein paar Tauchschulen haben wir uns notiert und die klappern wir dann auch mal ab. Zum Tauchen sind wir schließlich hier. Und scheinbar nicht nur wir, zumindest lässt dies die Tauchbasendichte hier vermuten, denn in diesem kleinen verschlafenen Dorf gibt es etwa 30 davon. Der Rest sind Touranbieter und westlich angehauchte Restaurants. Der Tourismus ist also klar angekommen. Bei der ersten Tauchschule erfahren wir dann mal das Nötigste. Mal wieder die leidige Frage: „Was für eine Zertifizierung habt ihr denn?“. Die Frage geht uns nämlich schon etwas auf den Senkel. Sobald man „nur“ Open Water sagt, sieht man nämlich geradezu, wie das Interesse der sich mit dir unterhaltenden Person verabschiedet. Wir gehen zur zweiten Tauchschule. Und ich meine beiläufig: „Mann, wir sollten echt mal diesen blöden Advanced Kurs machen.“ Das Gespräch mit Tauchschule 2 verläuft ähnlich. Oder zumindest fast. Denn diesmal frage ich spontan nach den Kosten für den Advanced Tauchkurs. Bernhard wirft mir einen Seitenblick zu. A la „Was soll das denn, wir können uns das doch gar nicht leisten!“ aber er grinst auch etwas, was heißt „Lass dich von mir nicht aufhalten“. Wir verlassen die Tauchschule. Und ohne Worte auszutauschen wissen wir was gerade passiert ist: Wir werden endlich unseren Advanced Open Water machen. Auf zur dritten Tauchbase, die zugleich Bernhards Favorit ist. Warum? Wegen dem Logo. Ja, Bernhard gehört zu denen. Crossfits, Tauchschulen, Restaurants und Hotels werden je nach Logo bevorzugt besucht. Schon beim Reingehen haben wir ein gutes Gefühl. Kompetent und freundlich wird uns alles erklärt und dann geht alles auf einmal schnell. Wir müssen uns nur kurz einmal anschauen, um zu wissen, ja wir machen das. Leider startet der Kurs erst am übernächsten Tag, aber so haben wir wenigstens genug Zeit und mit der Theorie zu befassen und die Hausaufgaben zu erledigen. Und weil wir ja noch nicht genug Geld ausgegeben haben, melden wir uns gleich noch für einen dritten Tauchgang an, weil Crazy Manta Day am Programm steht. Bam.
Wir freuen uns mega, aber weinen gleichzeitig, als wir unseren Kontostand anschauen. Was soll’s, die haben ja ein cooles Logo! Abends treffen wir uns am Nachtmarkt mit Frederic. „Kennen wir den?“ fragt ihr euch jetzt vermutlich. Tut ihr nicht. Fred haben wir nämlich 2016 beim Tauchen auf Caye Caulker in Belize kennengelernt und einen ziemlich epischen Abend mit ihm verbracht. Seitdem war Fred auf seiner zweiten Weltreise und wir durften uns beim Arbeiten und Lernen immer wieder Fotos von seinen Reisen und Tauchgängen anschauen. Ihr könnt euch also unsere Begeisterung vorstellen, als wir entdeckt hatten, dass wir nicht nur zur gleichen Zeit auf Flores, sondern sogar noch bei der gleichen Tauchschule untergekommen sind. Die Welt ist ein Dorf! Und wir führen die nächsten Tage endlich mal wieder tiefgründigere Reisegespräche. Der nächste Tag geht schnell vorbei, wie das immer so ist, wenn man keine wirklichen Pläne hat. Und dann kommt der Tag der Tage und wir stehen pünktlich um 7 Uhr auf der Matte. Mit dem wohl coolsten Tauchboot überhaupt geht es rein in den Komodo Nationalpark. Unsere Tauchlehrerin Michelle ist uns sofort super sympathisch und wir freuen uns, so einen Glücksgriff gemacht zu haben. Nervös bin ich trotzdem etwas. Michelle geht mit uns die Theorie und die Aufgaben durch. Außer Bernhard und mir haben wir noch zwei andere beim Kurs dabei und wir sind eine echt gute Truppe. Schon nach 10 Minuten fühlt es sich an, als würden wir uns schon länger kennen. Ich liebe es, wenn es so einfach ist und man nicht nach drei Sätzen schon nicht mehr weiß, was man noch sagen soll. Ja, ich gebe es zu, ich bin „Small-Talk“ abgesättigt. Ich will nicht mehr über meine (nicht vorhandene) Reiseroute reden, oder was ich schon alles gegessen habe, welches Land mir am besten gefällt und wie Machu Picchu war. Aber das ist das Gute, beim Tauchen treffen sich viele Gleichgesinnte, man fühlt sich schneller in die Gruppe integriert und kommt schnell mit den Leuten ins Gespräch.
Es geht ins Wasser. Und unsere ersten Übungen gehen los. Macht mehr Spaß als gedacht und wir sind sogar so schnell, dass wir noch Fun Diven gehen können. Eine Stunde darauf dann gleich der nächste Tauchgang. Navigation steht an. Nicht unbedingt Bernhards Stärke, wie wir ja schon festgestellt haben. Aber gerade hin und zurück und einmal im Quadrat schafft auch er. Der dritte und letzte Tauchgang für den Tag ist Fish ID. Haben wir anfangs belächelt, aber ich muss sagen, es macht schon Sinn zu wissen, was man da vor sich hat. Wir sollen auch Fische finden. Tun wir aber nicht. Ich kann mich noch so bemühen, Shrimps, Krabben und das ganze Kleinzeug will einfach nicht von mir gefunden werden. Da bleibe ich mal bei den großen Fischen… Gefühlte 100 Klogänge später- fällt das noch jemandem auf, dass man beim Tauchen immer irrsinnig oft auf die Toilette muss?- läuft unser Boot wieder im Hafen ein und wir sind kaputt. Ja, unser Leben ist echt anstrengend. Wir treffen uns nochmal mit Fred, aber da auch er voll am Tauchen ist, schaffen wir es alle früh ins Bett.
Tag zwei steht an und es geht wieder pünktlich frühmorgens los. Heute ist auch Fred auf unserem Boot und so lungern wir oben am Deck in der Sonne herum, bis es wieder los geht. Tauchgang 1 ist unser Fun Dive. Aber der fordert uns ganz schön. Nach unserem Briefing schauen wir uns alle etwas an. Strömung Wild, wir müssen tief runter und das ganze so schnell wie möglich, weil wir auf einen kleinen Berg zusteuern und wenn wir den nicht erwischen, treibt es uns raus aufs Meer. Pff, kein Stress also. Negativ Einstieg natürlich, sprich, keine Luft im Jackett und man sinkt automatisch relativ schnell ab, man trifft sich quasi erst unten am Boden. Mir ist etwas mulmig, weil ich oft beim runtergehen Probleme mit dem Druckausgleich habe und oft meine Zeit brauche. Die habe ich hier aber nicht. Amaury geht es ähnlich, also bin ich wenigstens nicht die Einzige. Einmal kurz Meerwasser durch die Nase gezogen (ja es ist ungefähr so angenehm wie man sich das vorstellt), soll nämlich auch helfen, und los geht’s. Alle gleichzeitig ins Wasser und dann muss es schnell gehen. Geht aber nicht. Ich kann nicht kopfüber runterschwimmen, weil mein Ohr nicht aufgehen will, ich muss mich also immer wieder aufrichten. Das kostet mich aber Zeit, Energie und vor allem komme ich bei weitem nicht so schnell runter, wie ich sollte. Bernhard, Mero und Michelle hängen schon am Stein fest, während ich noch einiges vor mir habe. Die Strömung ist echt stark und ich merke, wie die Anstrengung meine Atmung beeinflusst. Ich habe das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen. Ich stoße das erste Mal in meiner Tauchkarriere an meine Grenzen. Irgendwie schaffe ich es dann doch zum Pinnacle und verankere mich dort. Die Strömung lässt meinen Regulator im Mund vibrieren. Und ich atme immer noch viel zu schnell. Ich fühle mich komisch und merke, dass leichte Panik aufkommt. Innerlich lache ich mich selbst aus und denke mir noch, dass ich jetzt erst verstehe, was die bei der Theorie immer meinen, dass Überanstrengung zu Panikattacken führen kann. Ich bin kurz davor und meine Gedanken kreisen ums Auftauchen. Kann ich ja aber nicht so einfach. Schon gar nicht alleine. Michelle merkt, dass ich etwas nervös bin, kann mir aber nicht helfen, da Armourie scheinbar noch größere Probleme hat als ich. Ich versuche mich abzulenken. Das Gefühl, mich hier tief unten im Wasser nicht wohlzufühlen ist mir komplett neu und überfordert mich. In meinem Kopf versuche ich mich selbst zu bescheissen und konzentriere mich auf alles andere um mich herum. „Fisch, Fisch, Fisch, Hai…. OOOOOH ein Hai“- Als ob mir der im Moment nicht vollkommen egal wäre. Aber es hilft, meine Atmung wird ruhiger. Das Gefühl, nicht aus meiner eigenen Haut rauszukönnen verflüchtigt sich auch langsam und irgendwann nehme ich meine Umgebung auch wieder wahr. Bernhard- der Mann, der er ist- bekommt natürlich von dem gar nichts mit, nein, der hat mich die letzten 5 Minuten unter Wasser auch noch gefilmt, als ob meine „Reh im Scheinwerferlicht“ Augen nicht eh alles verraten hätten.
Den Rest des Tauchgangs können wir dann alle etwas mehr genießen. Kaum sind wir aufgetaucht reden alle übereinander. Armourie hatte wohl eine ähnliche Nahtoterfahrung (jaja, ich weiß ) wie ich und wir sind beide froh, dass keine alleine mit dem Gefühl dasteht. Aber zum Nachdenken bleibt Gott sei Dank nicht soviel Zeit, der nächste Tauchgang wartet auf uns. Gut, dass wir alle gleich wieder ins Wasser müssen. Hab ich schon erwähnt, dass Flores ein Tauchparadies ist. Wir waren mittlerweile schon bei einigen der besten Tauchspots weltweit, aber hier sind wir einfach nur beeindruckt. Die Vielfalt, die Sicht, es ist einfach atemberaubend. Mit der Strömung geht es über die „Shotgun“ (dt. Schrotflinte) und genau vorne können wir uns wieder verankern. Die Strömung reißt uns fast die Regulatoren aus dem Mund. Ich drehe mich um und dann sehe ich es: Ein großes dunkles Etwas kommt der Strömung entgegen. Das kann doch nicht???? Jap, ein Mantarochen. Ich könnte weinen vor Glück. Das ist der Grund warum ich hier bin, ja vermutlich einer der Gründe, warum ich überhaupt mit dem Tauchen angefangen habe. Um eines Tages eines dieser coolen Lebewesen hautnah zu erleben. Und das Schicksal meint es gut mit uns. Direkt über uns, wo die Strömung am stärksten ist, bleibt auch der Manta „stehen“ und schwebt minutenlang über uns hinweg.
Ich liebe es, wie elegant sich ihre Schwingen bewegen, der Fakt, dass sie einen Fingerabdruck am Bauch tragen und auch, dass sie sehr intelligent sind. Wir Menschen befassen uns viel zu wenig mit Mantas, wissen viel zu wenig über sie. Noch nie hat jemand z.B. beobachtet, wie ein frei lebender Mantarochen ein Baby zur Welt bringt. Noch immer werden sie gejagt, weil ihre Kiemen in China zu medizinischen Zwecken verwendet werden (die Chinesen und ihre Medizin, darüber werde ich auch irgendwann nochmal einen langen Eintrag schreiben…) und obwohl ihre Zahlen sich immer verringern, sind sie noch nicht weltweit geschützt. In dem einen Moment versuche ich aber einfach nur den Moment zu genießen. Der Manta und ich, ich und der Manta. Bernhard war natürlich auch da.
Nach dem Tauchgang lege ich mich erstmal in die Sonne und versuche das alles zu verarbeiten. Bei uns passiert im Moment soviel im Leben, dass ich manchmal einfach eine kurze Auszeit brauche. Nach dem Essen dann der nächste Tauchgang. Der letzte, unser Drift Dive. Michelle gibt uns hin und wieder mal eine Aufgabe, zB. Kopfüber tauchen, im Buddha driften, oder Purzelbäume machen. Ja, ihr merkt schon, wir hatten die zwei Tage echt eine Menge Spaß.
Wir tauchen auf und Michelle meint es ist offiziell: Wir sind ab jetzt Advanced Open Water zertifiziert. Whoop Whoop! Wenn wir jetzt noch lernen, wie man diese Luftringe unter Wasser macht, sind wir zufrieden.
Abends verabschieden wir uns von Amaury, der am nächsten Tag nicht mehr tauchen geht, Mero konnten wir für einen weiteren Tag mit uns überzeugen. Und auch von Fred müssen wir uns wieder verabschieden. Wir gehen noch ein letztes Mal gemeinsam Abendessen und zu einem Vortrag über Mantarochen (da kann ich ja nicht nein sagen!) und dann ist es soweit. Mal schauen, wo wir ihn 2018 dann beim Tauchen wieder treffen werden 😉
Tag drei und wir sind wieder pünktlich am Boot. Auch heute stehen wieder 3 Tauchgänge auf dem Programm. Das Highlight? Ganz klar, Manta Point! Wir sehen dort zwar nur einen Mantarochen, aber das ist ein Ninjamanta. Sprich, ein schwarzer Manta! Von denen gibt es nur wenige, wenngleich die Population hier in Flores gar nicht so gering ist.
So schnell ist auch der letzte Tag vorbei. Irgendwie zu schnell. Bernhard und ich diskutieren schon, was wir am nächsten Tag machen sollen. Wir sind im Tauchfieber. Wir beschließen mal zu schauen, was denn am nächsten Tag so ansteht. Wir kommen zurück vom Boot und in der Base erkennen wir: Genau die beiden Tauchspots, die wir noch so gerne machen würden, werden für den nächsten Tag angesteuert. Wir kämpfen mit uns, denn noch einen aber um ehrlich zu sein, wir überlegen nicht allzu lange. Wir laufen mal wieder zum nächsten Bankautomaten und der Rest ist Geschichte. Tauchtag Nummer vier hält was er verspricht, wir sehen insgesamt drei Mantas. Also, ums mal klarzustellen, hier gibt’s nicht nur Mantas. Hier gibt’s einfach alles und davon auch noch genug. Aber man muss sich ja aufs Wesentliche beschränken. Batu Bolong heißt unser Tauchplatz und man kommt sich vor wie in einem Aquarium. Überall Fische und die haben nicht mal Respekt vor uns. Nicht nur einmal schwimmt einer direkt vor meiner Brille umher. Nur gut, dass wir unseren Fish ID Kurs schon hatten! Und das Beste? Wir haben Michelle und später sogar noch Fred Unterwasser getroffen!
So geht also auch unser letzter Tauchtag zu Ende. Wären wir gerne noch länger geblieben? Klar. Aber sowohl unser Budget, als auch meine Ohren zwingen uns zu einer Pause. Und einer Chinesen Pause. Die sind nämlich überall hier. Am Boot, im Wasser, Unterwasser, meist erkennbar am super fancy Equipment. 2018 will Flores einen Direktflug nach China anbieten. Dann ist es wohl vorbei mit der Ruhe auf dieser kleinen Insel. Wir sind froh, nochmal vorher hier gewesen zu sein.
Falls ihr es euch noch nicht gedacht habt: Ja, unsere Pläne haben sich geändert. Zuviel Zeit haben wir hier verbracht, aber auch die Motivation die Insel jetzt noch zu durchqueren ist etwas gesunken. Nach einigen Problemen, einen Flug zu buchen, haben wir dann doch einen bekommen. Zwei Tage später soll es von hier nach Bali gehen. Und was machen wir also morgen? Morgen erobern wir die Welt. Nein, Quatsch. Morgen geht’s zu den Komodowaranen/Drachen.
In der Hoffnung, nicht lebendig verspeist zu werden. Denn Komodowarane können Blut bis zu 5km weit riechen. Ich schaue den letzten Drachen der Welt trotzdem in die Augen. Dhaenerys wäre stolz auf mich. Spoiler Alarm: Ich habe überlebt! Bernhard lebt auch noch!
Wir haben einen Tagesausflug gebucht und recht viel voller hätten die Touranbieter den Tag gar nicht mehr packen können. Es gibt in Indonesien noch etwa 5 Inseln, auf denen Komodo Warane leben, davon können nur Rinca und Komodo von Touristen besucht werden. Wir haben uns für Komodo entschieden, nicht etwa wegen der Insel, vielmehr wegen dem besseren Rundumprogramm. Und so geht es für uns um 5.30 los. 5.30, ich will es nochmals betonen, falls ihr das nicht richtig mitbekommen habt. Der Kapitän und sein Steuermann reden kein Wort Englisch. Brauchen sie auch nicht, irgendwie geht’s ja immer. In einer kleinen Nussschale geht es also quer übers Meer. Unser erster Stopp ist die Insel Padar. Dort geht es erst mal 20 Minuten bergauf, um die Aussicht zu genießen. Seit ich das erste Mal ein Foto gesehen habe, wollte ich unbedingt mal dorthin. Es ist unglaublich. Das Meer umschließt die Insel und es sieht fast aus, als handle es sich um drei verschiedene Seen. Finden übrigens auch die zig anderen Touristen, die so wie wir hier mit den Holzbooten unterwegs sind. Der Tourismus scheint auch hier anzukommen. Während wir die sandigen Wanderwege hochgehen, wird rechts davon gerade eine Stiege errichtet. Für die Chinesen dann, wenn sie kommen.
Stopp zwei? Komodo Island. Drachengebiet. Wir sind ja wirklich keine Angsthasen. Aber etwas mulmig ist uns schon. Bernhard hat sich nochmal erkundigt, zwecks Blut und so, und rechnet jederzeit damit angefallen zu werden, immerhin haben wir beide kleine Schürfwunden. Am Weg zum Headquarter sehen wir ein kleines Dorf, jede Menge Hirsche und dann…. Bekommen wir den Schock des Lebens. Direkt neben dem Weg ein riesengroßer Waran. Wir bleiben stehen und rühren uns nicht. Der Waran auch nicht… Der ist nämlich aus Holz, wie wir kurz darauf feststellen. Jaaaaaa. Wussten wir natürlich. Beim Headquarter angekommen mal die Formalitäten geklärt, Eintritte bezahlt und Parkwächter zugewiesen bekommen. Pro Truppe gibt es zwei Guides. Die beschützen einen mit dem Leben. Naja, oder zumindest mit einem Stock. Wie mich so ein kleiner Holzstock vor diesen Biestern schützen soll, ist mir ein Rätsel. Aber wir haben uns vorbereitet: Immer im zick-zack weglaufen und bei großen Waranen auf Bäume klettern. Insgeheim aber unsere größte Waffe: Einfach schneller laufen als die restlichen Touristen. Eineinhalb Stunden führen uns die Parkwächter durch den Nationalpark. Schon nach einigen Metern die ersten Warane. Der Guide meint zu mir „Die schauen nur so friedlich aus. Aber das ist die Lauerposition. Sie könnten jederzeit angreifen“. Okay. Okay. Schneller laufen als der Rest!!! Auch ein paar Kleinere kreuzen unseren Weg, die sind bei weitem aktiver. Warum die hier in der Nähe des kleinen Dorfes sind, weiß niemand. Gefüttert werden sie auf keinen Fall, meinen die Guides. Ich lasse das mal im Raum stehen. Weiter im Inneren der Insel treffen wir nicht nur Warane, sondern auch Rehe, Hirsche, Wildschweine und und und. Wer frisst also schon einen Menschen, wenn er ein leckeres Wildschwein (wer denkt hier nicht an Obelix!) haben kann. Ich frage den Guide Löcher in den Bauch. Wie paaren sich die Warane? Und wann ist Paarungszeit? Und wie legen die die Eier? Und stimmt es, dass die Warane ihre eigenen Babies fressen? Leben die Jungtiere wirklich auf Bäumen? Und… Und… Ja, ich bin diejenige in der Gruppe, die einfach keine Ruhe geben kann. Wir treffen auch ein paar Einzeltiere und unter strenger Beobachtung dürfen wir sogar Fotos machen. Weil die gerade gefressen haben. Einen Hirsch. Samt allem. Und dann heißt es erstmal einen Monat lang alles Verdauen. Die Chance angegriffen zu werden, ist also relativ gering.
So aufregend es war, irgendwie auch gut, als der Spuk wieder vorbei ist. Warum Leute freiwillig auf diesen Inseln leben ist mir ein Rätsel. Da kann mir jemand ein Luxushaus anbieten, wenn in meinem Hintergarten Drachen herumlaufen, die ihre eigenen Kinder fressen, die wildesten Kämpfe austragen und einen mit einem Biss töten können, ich würde darauf verzichten. Und nicht mal Bernhard, der ja immer gern jedes Tier als Haustier hätte, würde gerne einen Waran mitnehmen.
Mittaggegessen wird am Boot, danach geht’s zum Pink Beach, der gar nicht so pink ist und dann zum nächsten Highlight, dem Manta Point. Wir halten Ausschau im kristallklaren Wasser und schließlich schreit unser Kapitän „Manta Manta Manta“ und für uns heißt das: Ab ins Wasser. Wir sind froh, unsere Flossen dabei zu haben, denn die Strömung ist stark und so können wir zumindest etwas länger mitschwimmen. Es ist anstrengend. Wieder rauf aufs Boot, weiter gegen die Strömung und wieder rein mit uns. Das Wasser ist saukalt, aber das fällt uns kaum auf. Ich bin im siebten Himmel. Bis es dann nicht mehr geht.
Bernhard und ich sind die letzten auf dem Boot, aber wir sind unterkühlt und erschöpft. Gut, dass es jetzt zurückgeht. Die nächsten 2 Stunden unterhalten wir uns blendend mit unseren Leidgenossen und gerade als die Sonne untergeht, laufen wir auch wieder in den Hafen ein. Was für ein Tag! Jetzt heißt es noch Abendessen, schnell Rucksack packen und dann endlich ins Bett!
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