Die Death Road in La Paz- oder der „Einfach nicht runterschauen“-Blog

So, da unser Post über die Mine in Potosí ja einen kleinen Shitstorm ausgelöst hat, gleich mal vorweg: Wir haben’s überlebt.

Bolivien, das Land der frittierten Speisen, der Kartoffeln und des Colas. Dieses Land, das es offensichtlich auf seine Touristen abgesehen hat.
Denn nach der Minenbesichtigung können wir uns das nächste Spektakel nicht entgehen lassen: Wir fahren mit dem Mountainbike die Death Road runter.

Dazu müssen wir aber mal erklären, was es damit überhaupt auf sich hat. Übersetzt heißt das also „Straße des Todes“.
Ja, damit hätten wir es eigentlich auch schon erklärt. Neeeein. Scherz beiseite (heißt aber übrigens wirklich so): Bis vor etwa 8 Jahren war die sogenannte Death Road die Hauptstraße um die Metropole La Paz mit dem Dschungel- las Yungas- zu verbinden.
Und wenn wir jetzt Straße dazu sagen, dann meinen wir Forstweg. Mit Löchern. Auf der einen Seite hat man steil aufragende Felswände und auf der anderen Seite- naja eben nichts. Da geht’s dann mal runter.
Und das erklärt dann auch, warum die Straße eben Death Road heißt. Wenn man sich nämlich vorstellt, dass auf diesem schmalen, kurvigen Schotterweg nicht nur Radfahrer, sondern eben auch Busse, Autos, Transporter oder Motorräder fahren- noch dazu in beide Richtungen – dann braucht man eigentlich auch keine weitere Erklärung mehr dazu.
Man geht davon aus, dass damals etwa 200-300 Menschen pro Jahr verunglückt sind. Seit eben 8 Jahren gibt es jetzt aber eine Alternativroute, die sogenannte „neue Straße“ und die Death Road wird hauptsächlich nur mehr für touristische Zwecke benutzt, wobei sich auch das ein oder andere Auto hierher verirrt, weil die neue Straße etwas länger ist, als die Alte. Aber wirklich, wer will denn schon eine Stunde länger fahren, dafür aber nicht dem Tod in die Augen schauen. Unglaublich, diese Bolivianer.

Wie dem auch sei, Grund genug für uns, uns auf dieses Abenteuer einzulassen. Ja, wir wissen, es gibt andere Mountainbikestrecken und alles, aber wir wollten halt gerne so ein T-Shirt (Sarkasmus!). Nach längerem Verhandeln und Auskundschaften der verschiedenen Touranbieter (wenn wir schon samt Rad den Abgrund runterfallen, dann hoffentlich mit einem guten Fahrrad), haben wir uns endlich entschieden und alles gebucht – wir fahren mit Xtreme Downhill und haben ein gutes Gefühl.
Und so geht es Montag morgen in aller Herrgottsfrüh per Minibus und Rädern auf dem Dach zum Ausgangspunkt. Dort angekommen gibt es erstmal Frühstück. Ist ja auch die wichtigste Mahlzeit des Tages! Ich bin ja etwas nervös, das Fahrradfahren in Graz treibt einem zwar auch hin und wieder den Puls in die Höhe, aber doch eher aufgrund der rücksichtslosen Autofahrer. Wir haben zwei Guides und beide scheinen zu wissen was sie tun, erklären uns alles genauestens und versuchen alle zu beruhigen.
Und dann fängt es an zu schneien. Ja, ihr könnt den Satz gerne nochmal lesen, aber das war keine Halluzination. Es schneit. Wir sind hier auf knapp 5000 m und es ist arschkalt. Meine Alpacahandschuhe (Gott habe sie selig!) passen nicht unter die Fahrradhandschuhe und so muss ich wohl oder übel etwas leiden. Ariel, unser Hauptguide, versichert uns, dass es wärmer wird, sobald wir die ersten paar Höhenmeter hinter uns lassen. Dann heißt’s Schutzausrüstung anziehen: Protektoren, Hose, Jacke, Handschuhe und natürlich Helm. Ein letzter Fahrradcheck- gut, dass sich Bernhard bei so etwas auskennt, ich würd’ ja nichtmal merken, ob das Hinterrad dran ist- und Ariel erklärt uns nochmal wie das Rad funktioniert. Aber mal ehrlich, jeder der nicht zumindest im letzten halben Jahr mal auf einem Fahrrad gesessen hat, der hat hier eh nichts zu suchen. Touristen gibt’s!
Zur Sicherheit aller fährt unser Minibus auch immer hinter uns her, sollte es jemanden zuviel werden, kann der auch im Bus mitfahren (ob das aber auf der Straße soviel besser ist, wage ich zu bezweifeln).
Anyway, es geht los. Zur Eingewöhnung mal die ersten 20 km am Asphalt, immer bergab, treten braucht man so gut wie gar nicht. Wir fahren so schnell die Straße und der Wind es zulassen. In regelmäßigen Abständen warten wir zusammen, immerhin sind wir zu 10 und nicht jeder ist so ein Mountainbiker wie Bernhard. Er und Ariel sind meistens relativ schnell weg und niemand hat wirklich eine Chance ihnen zu folgen. Bei jedem Stop werden wir auf das nächste Stück vorbereitet- Straßenbeschaffung, Kurven, wieviel man sich zutrauen kann und soll und ob es bestimmte Hindernisse gibt.
Nicht, dass mir das viel helfen würde, meine Aufgabe Nr.1: Bremsen niemals los lassen, Aufgabe Nr. 2: Konzentriert bleiben! (Es ist wirklich unglaublich schön hier, da lauert eine Ablenkung nach der anderen!)
Zwischendurch heißt es nochmal Räder aufladen, bevor wir dann schließlich wirklich am Eingang der Death Road ankommen. Vorbei ist es mit asphaltierten Straßen und der Schotterweg fängt an. Und selbst die Forststraßen in Österreich- die bei weitem weniger befahren werden als diese Straße hier, möchte ich nur erinnern- sind besser in Schuss als dieses Wanderwegchen! Seitlich liegen ziemlich große Felsbrocken (die sollen mir zu späterer Stunde dann auch zum Verhängnis werden 😉 ) und wie hier zwei Autos nebeneinander vorbeisollen ist mir ein Rätsel.
Wir sehen die Straße, die sich wie eine Schlange den Berg runterschlängelt und sind beeindruckt (oder eingeschüchtert, darüber sind wir uns bis jetzt nicht einig). Zum Glück ist es wärmer hier, meine Finger sind quasi an den Bremsen angefroren. Ariel weist uns wieder ein und meint nochmal „This is a tour, not a race. Take your time, don’t push your limits!“. Sagt der so leicht. Ich bin immer an der Schwelle, genieße aber auch das Adrenalin und die Aufregung.
Wir sollen uns links halten- also am Kliff- da hier die Straßenordnung eine andere ist. Tatsächlich kommt uns hin und wieder ein Auto entgegen, dann müssen wir noch weiter an den Rand der Straße, denn rauffahrende Fahrzeuge müssen auf der Berginnenseite fahren. Ist sicherer so. Das Motto des Tages lautet „einfach nicht runterschauen“. Es geht nämlich echt steil runter. Also quasi ins Nichts.
Könnt ihr euch gerne auf Youtube überzeugen. Meine Kamera ist nämlich mal wieder im Auto geblieben. Konnte ja die Bremsen nicht loslassen 😉 Wir bleiben ohnehin öfter stehen, um Fotos zu machen und um zusammenzuwarten, die Qualität der Fotos lässt leider etwas zu wünschen übrig, aber wenn ihr euch selber überzeugen wollt, nur zu, so ein Flug nach La Paz ist schnell gebucht.
Ich gewinne an Selbstvertrauen- ich Trottel!- und bin einfach zu schnell unterwegs und befolge einen von Bernhards Tipps nicht: Niemals in der Kurve bremsen und auf die Reifen vertrauen. Und schon liege ich wie ein Schnitzel am Bauch. Gut, dass wir meine Bremsen noch nachgezogen haben (Sarkasmusalarm!). War der Stein dann doch zu groß und meine Balance nicht die beste. Zum Glück passiert das Ganze eher auf der Bergseite und nicht an der Felskannte. Meine Handballen und mein linker Oberschenkel sollen die nächsten Tage noch mehr davon haben, aber im Moment bin ich einfach nur froh, dass ich nicht die schnelle Variante nach unten gewählt habe. In meinem Kopfkino geht es danach ziemlich rund, kann ich euch sagen. Hätten wir mal wieder was gelernt.
Ich bin übrigens nicht die Einzige die die Straße küsst und Ariel meint danach nur, dass wir uns unser T-Shirt wenigstens verdient hätten, immerhin waren wir tatsächlich in Gefahr. Pff.

Wir legen die Strecke – zumindest kommt es mir so vor- ziemlich schnell zurück, es wird immer wärmer, kein Wunder, immerhin geht es fast 4000 Höhenmeter nach unten. Nach etwa 2/3 der Strecke kommt ein flacherer Part, das erste Mal überhaupt, dass wir unsere Pedale benützen müssen. Und es wird heiß. Hätten wir mal lieber vorher eine Trinkpause eingelegt. Ich bin meistens alleine unterwegs. Bernhard und der Guide sind mit anderen Verrückten weiter vorne (verrückt deshalb, weil die ihr Fahrrad teilweise noch weniger unter Kontrolle haben als ich, ich schiebe das auf die das männliche Urverhalten und die Hormone!), weit hinter mir kommen dann noch die etwas Gemütlicheren der Gruppe. Und so strample ich also vor mich hin, quasi im Regenwald, man könnte fast vergessen, dass es sich um die Death Road handelt.
Ich vermute, die meisten Leute verletzten sich hier, weil sie entweder glauben, dass sie Profis sind und über ihre Grenzen gehen, oder beim Selfie machen einen Schritt zu weit nach hinten gehen 😉 Nach einer kurzen Pause fährt Bernhard, der Angeber, eine Weile mit mir und ich lasse mich mitreißen und wir sind wieder viel zu schnell unterwegs. Das Gute? Die Strecke ist fast aus, so weit runter geht’s also nicht mehr.

Und dann tatsächlich, das Ende der Straße. Wir haben die Death Road überlebt, ja sogar Spaß hatten wir dabei.
Jetzt noch zum All-You-can-eat-Buffett und in den Pool, bevor es wieder nach La Paz geht, diesmal über die neue Straße- die übrigens auch nicht soviel besser ist.


Lustig war’s. Klar, Bernhard meint, dass er Mountainbiketechnisch (ist das überhaupt ein Wort?) nicht ausgelastet war, für mich und Luis als Anfänger hat es aber durchaus gereicht und wir hatten zwischendurch nicht nur Angst, sondern auch Spaß. Vermutlich hat auch das Adrenalin dazu beigetragen.
Die Landschaft jedenfalls war spektakulär und wir haben jetzt Gott sei Dank endlich dieses T-shirt ;).
Außerdem blaue Flecken und Muskelkater.

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6 Kommentare

  • Reply
    Karin Stanje
    May 30, 2017 at 20:04

    Oh,mein Gott?. Diese Straße wäre nichts für mich.☹️
    Bin heilfroh das ihr es gut überstanden habt.?
    Wieder einmal Danke für die tollen Fotos. ??

  • Reply
    Anne
    May 31, 2017 at 08:10

    Hallo ihr beiden !!!
    Danke für das dabei sein eurer Erlebnisse…Diese Reise kann man wohl nicht mehr vergessen…Ich wünsche Euch noch weiterhin das Allerbeste !!! Vorallem bleibt gesund und fit…;)

    We don`t remember days, we remember moments !!!
    glg …Anne

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