Coron – oder der “Weihnachten Unterwasser” Blog

Wenn man an die Philippinen denkt, fallen einem vor allem blaues Wasser und Inseln ein. Strand. Unterwasserwelt. Zugegebenermaßen ging es uns da ja nicht unbedingt anders. Auf der Suche nach dem Paradies haben wir also mal recherchiert. Ja, sowas passiert uns ja nicht allzu oft auf dieser Reise, zu sehr gefällt uns das Treiben lassen. Ein Ort nach dem Anderen. Ein Abenteuer jagt das nächste. Je nachdem wo uns andere Reisende und Einheimische hinschicken. Aber hin und wieder, ja ganz ganz selten, nehmen wir die Sache auch selbst in die Hand. Wenn es ums Tauchen geht. Oder um Essen. Hauptsächlich beim Essen. Manchmal auch weil wir ein gutes Foto gesehen haben. Vom Essen. Aber jetzt mal im ernst: Wir wollen nach Palawan! Glauben wir zumindest, denn wir haben auch schon von vielen Seiten gehört, dass es dort nicht mehr so ist wie noch vor Jahren. Aber so ist es ja vielerorts, wir sind immer noch davon überzeugt, dass wir 30 Jahre früher auf die Welt hätten kommen sollen, um zu reisen. Aber früher war ja bekanntlich immer alles besser. Unser erster Stopp? Coron! Eine “kleine” Insel nördlich von Palawan. Hier zieht es die Leute (und uns) hauptsächlich wegen einem hin: Wracktauchen. Und zwar nicht so kleine versunkene Schiffe. Nein! Wir reden hier von japanischen Schiffen aus dem zweiten Weltkrieg. Also quasi ein super Deal, weil man eine gratis Geschichtsstunde  obendrauf bekommt. So erklären wir uns das zumindest. Dank Astrid, die uns einiges an Sachen abgenommen hat, müssen wir nicht allzuviel für unseren Flug aufzahlen und landen auf dem Miniflughafen, bevor es mit dem Van in die Stadt geht. Die ist eigentlich ganz überschaubar, wie wir auf unserer ersten Erkundungstour am Nachmittag erfahren. Mal eben am Markt vorbeigeschaut, auf eine frische Kokosnuss, ein Essen, kurz bei den Tauchshops angefragt und schwupps ist der Tag auch schon wieder um.

Abends kurz vor Sonnenuntergang gehen wir dann rauf zum Aussichtspunkt. Ganze 700 Stufen. Hat sich aber ausgezahlt, die Aussicht ist atemberaubend, wir sehen die ganzen Boote wieder im Hafen einlaufen und die Sonne langsam hinter den Inseln untergehen.

Beim runtergehen kehren wir zufällig in ein Restaurant ein, dass sich noch als Glücksgriff herausstellen soll und uns nicht zum letzten Mal gesehen hat. Ganz sicher sind wir noch nicht, ob wir am nächsten Morgen wirklich Tauchen gehen können. Der zweite Tropensturm bringt auch hier alles aus dem Gleichgewicht und die Marine hat die letzten zwei Tage keine Boote ablegen lassen, aber wir hoffen das Beste. Und alles Hoffen macht sich endlich mal bezahlt, denn das Wetter bessert sich und wir sind auf dem Weg raus zu den Wracks. Etwas mulmig ist mir da schon, aber wir gehen die Sache locker an. Bernhard ist im siebten Himmel, fühlt sich quasi wie Indianer Jones unter Wasser. Aber die Sicht ist schlecht. Manchmal sieht man keine 3 Meter weit. Beim Runtertauchen sieht man die Wracks erst, wenn man quasi schon fast draufliegt. Nur gut, dass wir das Tauchen bei schlechter Sicht gelernt haben. Da lobt man die gute österreichische Ausbildung im Schwarzl See. Nach dem ersten Tauchgang ist unser Guide super zufrieden mit uns und meint, wir könnten die nächsten Tauchgänge ja dann gleich viel besser angehen, vor allem auch, weil wir so wenig Luft verbrauchen. Na super, denke ich mir noch. Die nächsten zwei Wracks liegen tiefer, auf etwa 35 Metern. Dort ist das Tauchen also nicht eine Frage des Luftverbrauchs bei uns, sondern eher um einem Dekompressionsstop zu entgehen. Wir quetschen uns durch kleine Eingänge, mit Taschenlampen bewaffnet schwimmen wir durch Kontrollräume, Küchen oder Machinenräume, leider alles ziemlich ausgeplündert, aber das macht das Ganz nicht weniger beeindruckend. Wir sehen die wertlosen Überreste, Schuhsolen und jede Menge Lionfische. Chinesische Mandarinenfische. Wir wissen gar nicht, was los ist, aber wir werden schon wieder mit einem wirklich guten Mittagessen belohnt. Und abends laufen wir dann zufrieden und happy im Hafen ein. Ach übrigens, heute ist Weihnachten. Haben wir ganz vergessen zu erwähnen. Seit Wochen hören wir Jingle Bells in sämtlichen Variationen, alles ist weihnachtlich dekoriert und jeder scheint in Weihnachtsstimmung zu sein. Also, jeder außer uns zumindest. Wir haben weder unsere geliebten Weihnachtspullis noch die dazugehörigen Temperaturen. Aber zumindest Weihnachtssocken! Und abends gibt es dann mal spezielles Weihnachtsessen.

Aber um ehrlich zu sein, so wirklich vermissen tun wir den Rummel und den ganzen Stress auch nicht. Heuer mal keine Last-Minute Geschenke besorgen müssen. Stattdessen den Tag am Boot verbracht und abends gemütlich ausklingen lassen. Es geht früh ins Bett, Internet ist hier ohnehin zum vergessen. Am nächsten Tag haben wir eine „Super Ultimate“ Tour gebucht. Quasi alle Highlights hier rund um Coron in nur einem Tag. Der Tag beginnt aber nur halb erfolgreich. Wir werden mal wieder im Hotel vergessen. Das ist genau der Grund, warum wir diese Touren hassen. Am besten ist es immer noch selbstständig alles zu organisieren. Aber dazu fehlt uns das nötige Kleingeld. Also in den sauren Apfel beißen. Nach einigen wütenden Anrufen, holt uns dann doch jemand ab und wir werden zum Boot gebracht. Dort lernen wir Michi und Jürgen aus St. Veit kennen. Ja, die Welt ist klein. Mit unserem Boot geht es dann von Station zu Station. Das Wetter könnte besser nicht sein, vom Sturm der letzten Tage ist keine einzige Wolke mehr zu sehen. Wir cruisen mal zu den Siete Pescados, wo wir ein paar Minuten schnorcheln können. Also, nachdem wir 10 Minuten darüber diskutiert haben, dass wir sicher keine Schwimmwesten tragen werden, weil wir ja dann nicht mal runter gehen können. Unsere Reisebegleiterin für den Tag findet das nicht so toll, aber wir sind dann einfach mal weg. Und bescheren ihr scheinbar einen halben Herzinfarkt weil sie uns nicht andauernd sehen kann. Hat wohl schon einiges durchgemacht mit anderen Touristen, die Arme. Das Schnorcheln ist jedenfalls besser als erwartet, das Wracktauchen am Vortag haben uns Schlimmeres erwarten lassen, besonders was die Sicht betrifft. Unser nächster Stopp ist der Kayangan Lake. Dort gibt’s schöne Aussicht, einen Süßwassersee und jede Menge Touristen. Wir müssen hier unsere Schwimmwesten tragen. Ohne Schwimmweste geht hier nichts. Machen wir auch mehr oder weniger, aber halt auf unsere Art. Bernhard ist mit seinen GoPro-Dome unterwegs und nach 5 Minuten so grantig, dass er ihn durchs Wasser wirft. Mit einem grantigen Bernhard ist nicht zu spaßen.

Beim Baracuda Lake hat er sich dann wieder beruhigt. Hier gefällt es mir besonders gut. Die Sonne lässt das Wasser grün erscheinen. Wir sind umgeben von riesigen Felswänden. Unter uns scheint es ins endlose zu gehen. Das coolste sind ja eigentlich die unterschiedlichen Temperaturen des Sees. Die bekommt man aber nur beim Tauchen zu spüren. Tja, Pech gehabt. Mittagessen gibt es direkt am Strand, dem nächsten Stop unserer Tour. Mit einer Kokosnuss liegen wir also am Strand und genießen strahlend blauen Himmel. Wenns nach uns ginge, könnten wir auch länger hier bleiben, aber wir legen ab, um nochmal schnorcheln zu gehen. Während Bernhard seine Drohne also mal wieder auspackt, schaue ich mir die Sache mal Unterwasser näher an. Und werde nicht enttäuscht. Skeleton Wreck ist unser nächster und vorletzter Stop. Hier tummeln sich dann auch wieder einige andere Touristen. Mit den Flossen können wir sogar bis zum Wrack runter tauchen, das auf 10-15 m Tiefe liegt, während die ganzen anderen Touristen oben in ihren Schwimmwesten herumdümpeln.

Der nächste Stopp ist dann auch unser letzter: Twin Lagoon. Türkises Wasser, das andauernd seine Temperatur ändert, je nachdem wo man sich gerade befindet. Steile Felswände um einen rum und die untergehende Sonne im Nacken. Wer hätte gedacht, dass ein Tag so schlecht anfangen kann, aber dann doch noch zu einem Highlight wird. Müde laufen wir gegen fünf Uhr abends im Hafen ein. Nach dem Abendessen laufen wir nochmal unseren österreichischen Freunden über den Weg und wir bleiben in einer Reggae Bar hängen. Rum ist hier günstiger als Cola und das macht sich dann irgendwann auch bei allen bemerkbar und wir müssen ins Bett. Denn am nächsten Tag wird wieder getaucht und wir wollen ja fit sein. Diesmal sind wir mit Reggae Divers unterwegs, da die andere Tauchschule schon ausgebucht war. Und vor uns liegt ein super entspannter Tag mit guten Gesprächen, guten Tauchgängen und neuen Bekanntschaften, denn zwei unserer Tauchkollegen, Mia und Christoph, sollen uns auch dich nächsten Tage noch begleiten. Dank unserer tollen (nicht vorhandenen) Organisation müssen wir dann noch schnell Hotel wechseln. Gar nicht so einfach rund um die Feiertage, vor allem weil hier erst am 25. wirklich alles geschlossen hat. Aber irgendwie lieben wir diese neugewonnenene „Wird-schon-werden“- Mentalität auch. Ich kann mich nicht erinnern, wann mir das letzte Mal alles so egal war. Sicher nicht im letzten 3 Wochen Urlaub und auch sicher nicht zu Hause. Aber wir haben eins gelernt: irgendwo kennt immer irgendwer irgendwen der einem irgendwie einen Schlafplatz besorgen kann. Und unsere Ansprüche werden ja auch immer geringer. Also, schlussendlich dann doch etwas gefunden, sogar besser als zuvor und um die Hälfte billiger, so mögen wir das. Und dann sind unsere Tage hier in Coron auch schon vorbei, viel schneller als erwartet und wir haben das Gefühl die Zeit läuft uns davon. Ich bin noch nicht bereit zur Rückkehr. Aber ein bisschen Aufschub gibt es ja noch.

 

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