Brunei – oder der “wir hatten vorher auch keine Ahnung” Blog

Brunei. Ein Ministaat eingequetscht zwischen die malaysischen Regionen Sarawak und Sabah im Norden von Borneo. Die meisten fragen uns ja schon, wo Borneo überhaupt liegt. Wenn wir dann im Vorfeld von Brunei gesprochen hatten, haben wir oft in fragende Gesichter geblickt. Ja, diesen Staat gibt es wirklich und ja es ist wirklich ein  echter Staat. Und mittlerweile finden wir ihn auch auf der Landkarte.

Brunei gilt als eine der reichsten Regionen in Südostasien und lebt vor allem von einem: Erdöl. Uns reizt der Gedanke, durch eines der kleinsten Länder der Welt zu reisen, wir wollen sehen, was hier denn so wirklich passiert. Im Vorfeld haben wir einiges mitbekommen- Frauen dürfen hier nicht wählen, im ganzen Staat gibt es keinen Alkohol, Homosexualität wird mit Steinigung bestraft, es soll nur 40 Taxis im ganzen Staat geben und auch der Sultan selbst, einer der reichsten Menschen der Erde, der übrigens gleichzeitig Premierminister, Verteidigungsminister und Finanzminister ist, sorgt für die ein oder andere Geschichte. Ein paar (Achtung, Sarkasmus! Es sollen mehr als 5000 sein) Autos soll er besitzen, samt dazu passender Rennstrecke und sein kontroverses Liebesleben sorgt für die ein oder andere Schlagzeile. Dazu kommt, dass er fast jeden Tag das Titelblatt der lokalen Zeitungen ziert, aber kein Wunder wenn alle Nachrichten über das Sultanbüro laufen müssen. Sein Palast hat ganze 1500 Schlafzimmer. Leider ist gerade keines für uns frei, wir müssen in ein AirBnb. Und da fängt es schon wieder an zu kriseln: In Labuan, auf der kleinen Duty Free Insel im südchinesischen Meer, wo wir uns übrigens noch schnell mit Schokolade eingedeckt haben, geht es auf das nächste Boot, das uns nach Bandar Seri Begawan bringt, der Hauptstadt von Brunei. Wir wollen einreisen und werden gefragt wo wir denn übernachten werden. Ich trage übrigens lange Hosen bis zu den Knöcheln und habe ein T-Shirt an, damit meine Schultern bedeckt sind. Wir haben gehört, dass nicht nur am Grenzübergang auf das Aussehen geachtet wird, scheinbar kann man sogar beim Hostel (es gibt nur eines!) abgewiesen werden wenn man nicht „ordentlich“ daherkommt. Das ganze Spektakel hilft nichts, denn hier kennt man AirBnB nicht. Die Damen denken, dass das der Name eines Hotels ist und finden natürlich nichts, wenn sie es googeln. Wir versuchen uns zu erklären und nach 10 Minuten hin und her wird es ihnen wohl einfach zu blöd und wir bekommen den Einreisestempel. Reisetipp Nr. 5032: Einfach immer alles aussitzen! Wir verlassen den Flughafen, wir wollen mit dem Bus ins Zentrum fahren. Wir warten. Und warten. Und wäre es uns nicht irgendwann zu bunt geworden, würden wir vermutlich heute noch drüben sitzen. Ihr seht schon, beim Reisen braucht man gute Nerven. Nach eineinhalb Stunden und mehrmaligen Nachfragen wo denn der Bus bleibt (der laut Fahrplan schon zweimal hätte vorbeikommen müssen) reicht es uns. Taxis gibt es hier keine mehr, die zwei die anfangs hier waren, sind schon wieder weg. Ein Mann bietet uns an uns für 6$ zu einer anderen Bushaltestelle zu bringen, wo angeblich öfter ein Bus wegfährt. Machen wir, denn das Taxi direkt in die Stadt kostet 40$. Und der Plan geht auf, Bus steht da, wir hüpfen rein und endlich endlich endlich bewegen wir uns. Ruhig ist es hier. Die wohl ruhigste Hauptstadt, in der wir jemals waren. Irgendwie bin ich enttäuscht. Ich hatte mir das alles glänzender, spektakulärer vorgestellt. Aber alles sieht irgendwie so normal aus. Klar hie und da fährt mal ein Lamborghini vorbei aber trotzdem. Wir kommen am Busterminal an und steigen um (das öffentliche Bussystem sollen wir übrigens bis zu unserer Abfahrt nicht verstehen lernen) und dann, eine halbe Stunde später stehen wir endlich vor der Tür unseres Hostels. Ein langer Tag. Zum Glück befindet sich der Nachtmarkt nur etwa zwei Straßen weiter und mit grummelndem Magen gehen wir hin. Das artet dann- natürlich- in einer kleinen Fressorgie aus, die Augen waren mal wieder größer als der Magen. Am nächsten Tag geht es dann ins Zentrum. Sightseeing steht am Programm. Das ist aber um ehrlich zu sein schnell abgehakt. Die Hauptstadt ist bekannt für ihre zwei Moscheen, die tatsächlich die schönsten sind, die wir bisher zu Gesicht bekommen haben. Omar Ali Saifuddien Moschee heisst die erste, wurde eigens vom Sultan bauen lassen und besticht durch ein goldenes Dach.

 

 

Wir spazieren zum Ufer, wo uns dann auch schon der erste Bootsfahrer seinen Dienst anbietet. Besonders gut englisch kann er nicht, dafür lässt er mit sich über den Preis verhandeln und so steigen wir bei ihm ein. Eine Stunde geht es über diverse Flussarme zuerst beim Palast vorbei- vom Wasser aus hat man übrigens den besten Blick-, zu Mangrovenwäldern, wo wir Nasenaffen sehen, und durch Kampong Ayer, ein Wasserdorf, das uns etwas an Iquitos erinnert, wenngleich die Lebensbedingungen hier ungleich höher sind.

 

 

Aber auch hier steht alles auf Stelzen und es gibt alles von Kirche zu Kindergarten und Schule. Sogar Reihenhäuser kann man sich hier anschaffen, gar nicht so günstig übrigens. Wir sind traurig, wieder aus dem Boot aussteigen zu müssen, der Fahrtwind war die erste Abkühlung seit Tagen. Mit zersausten Haaren geht es dann ins Royal Regalia Museum, in dem man sämtliche Geschenke der Länder an den Sultan bestaunen kann. Fotos darf man übrigens keine machen.

 

 

Manche Geschenke sind ja ganz nett, aber wir sind uns sicher, dass der Sultan die besten bei sich daheim im Palast stehen gelassen hat. Würden wir vermutlich auch so machen. Im ganzen Museum ist übrigens Schuhverbot. Es ist üblich seine Schuhe immer an der Eingangstüre auszuziehen und während wir das ja auch von uns daheim in Österreich kennen, betreiben es die Asiaten aber noch etwas häufiger und so gilt das meistens auch für ganze Hotelbereiche, Museen oder Restaurants. Abends geht es dann noch zur zweiten Moschee, diesmal mit blauem Dach und Mosaiken und auch sehr hübsch.

 

 

Noch schnell am Nachtmarkt Abendessen besorgt und zurück in die Unterkunft. Eigentlich hätten wir ja vorgehabt früh morgens mit dem Bus nach Miri zu fahren, wir haben aber beide nicht die beste Nacht und beschließen doch den späteren Bus zu nehmen. Kein Problem, denken wir uns, immerhin haben wir am Tag zuvor ja extra nach den Busfahrzeiten gefragt. Mit dem öffentlichen Bus geht’s dann also Richtung Zentrum. Also, halt über Umwege. Erst kommt nämlich eine halbe Stunde kein Bus (und wir schon zu spät dran!!) und dann kommt endlich einer, wir fragen, ob er denn zum Terminal fährt und es heißt „Natürlich, natürlich“, nur um dann festzustellen, dass wir in die Gegenrichtung fahren. Also, angelogen haben die uns ja natürlich nicht, der Bus fährt ja im Kreis, also so gesehen, irgendwann kommen wir ja dann schon am Terminal an, dauert halt nur länger. Da wir das Bussystem einfach nicht begreifen (am Tag zuvor war das nämlich der gleiche Bus, und der ist „richtig“ gefahren), bleiben wir mal sitzen. 5 Minuten vor Abfahrt kommen wir dann endlich an und laufen quasi zum Bus. Um dann festzustellen, dass um 11 gar keiner fährt und wir bis 13 Uhr warten müssen. Äh was??? Da fragt man extra nach, und dann… Naja, um ehrlich zu sein, so etwas kann uns schon gar nicht mehr aus der Ruhe bringen. Der ein Uhr Bus ist auch schon etwas früher da und dann können wir sogar im klimatisierten Bus warten. Pünktlich machen wir uns dann auf nach Miri, der Grenzübertritt funktioniert ohne Probleme und knappe 4.5 Stunden später können wir dann auch schon im Hostel einchecken. Gegessen wird bei Mr. Khaan, den können wir nur jedem ans Herz legen. Am nächsten Tag haben wir einiges zu erledigen und nutzen den Umstand, dass es hier eigentlich nicht wirklich viel zu sehen gibt. Auch mal nett. Denn Tags darauf geht es zum Flughafen und per Propellermaschine auf nach …

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