Bogotá und der ganze Rest – oder der “Bis bald Südamerika” Blog

Aus einer „Wir sind gleich da“ – Busfahrt wird eine Odyssee. Wir kommen mal wieder ein paar Stunden später an. War klar, denn wann immer wir noch Pläne für den Tag haben, machen uns Busunternehmen, Verkehr oder etwaiges einen Strich durch die Rechnung. Das Schicksal will einfach nicht, dass ein Plan aufgeht. Etwas genervt kommen wir am Busbahnhof an. Wir hatten Zeit, den Reiseführer durchzulesen. Und haben eines gelernt: Man wird paranoid, wenn man zu viel liest. Wir leisten uns ein Taxi – ja so genervt sind wir, nicht mal Bus fahren wollen wir – und der Fahrer verfährt sich nicht nur sage und schreibe viermal (obwohl wir mit Google Maps helfen, aber den Touristen glaubt ja niemand) sondern auch die Rechnung lässt uns mal schlucken. Egal. Es wird schon dunkel (ja, wir hatten wirklich viel Verspätung) und wir wollen einfach nur mehr ins Hostel und etwas essen. Außerdem hätten wir mit unseren Rucksäcken sowieso nicht in den öffentlichen Bus reingepasst, nicht mal mit Bernhards Tetris Skills – damit hätten wir auch unser Gewissen beruhigt. Hostel gefunden, umgebucht und ins neue Hostel rüber. Es ist einer jener Tage, an denen einfach gar nicht funktionieren will. Noch genervter als zuvor beschließen wir, das Einzige zu tun, dass unserer Stimmung im Moment helfen könnte: Wir gehen essen. Wir wohnen scheinbar in der Partymeile. Rund um uns herum Reisende aus aller Welt, Einheimische, aber eines haben sie gemeinsam: Ein Glas Chicha. So gefährlich sieht es hier nicht aus. Die Erinnerung an unserer Hosteltüre, nur das Notwendige Bargeld mitzunehmen und Kamera, Handy und andere Wertsachen besser im Zimmer zu lassen, regt unsere Vorstellungskraft dann doch an. Und wir gehen dem Tipp nach. Ein paar Blocks weiter dann endlich die Erlösung. Es gibt Abendessen.

Tag zwei startet mit Bernhard’s Highlight: Der Graffiti Tour, die uns von sämtlichen Leuten empfohlen worden ist. Und uns wurde nicht zu viel versprochen. Am Nachmittag geht es noch auf den „Hausberg“ Bogotas zur Kirche Monteserrate. Rauf wird gefahren, runter gegangen. Der Mittelweg zwischen Geld sparen und Sicherheit. Man soll nämlich nach 13 Uhr nicht mehr selbstständig rauf gehen und auch runter geht es nur bis 16 Uhr. Warum, ist uns bis jetzt ein Rätsel, denn bei jeder zweiten Kurve wartet ein Polizist auf uns. Aber was solls, die Aussicht ist atemberaubend. Bogota erstreckt sich vor uns, wir können das Ende der Stadt nur erahnen. Und bei dem Anblick wird einem dann auch klar, warum man eben 1 Stunde zum Busbahnhof braucht.

 

 

Abends geht es noch ins Gold Museum. Hier gibt’s vor allem eines: Gold. Aus Inkazeiten, verarbeitet zu Schmuck, Rüstungen und religiösen Gegenständen. Sehr beeindruckend, was die hier fabriziert haben, bevor wir Europäer angekommen sind und alles mitgenommen haben. Abends geht es rund hier in Bogotá. Wir wissen immer noch nicht wie wir das machen, aber es ist mal wieder Festivalzeit. Genauer gesagt findet gerade das LIT Fest statt, und so gibt es in der ganzen Stadt Lichtinstallationen und manche Straßen sind für Fußgänger abgesperrt. Klar, dass wir uns das anschauen müssen. Man soll zwar nachts nicht unbedingt unterwegs sein, aber wir denken uns, so ein Festival wird ja wohl die Ausnahme sein. Am Straßenrand wird gegessen, die Straßen entlang geskatet und überhaupt scheint ganz Bogotá unterwegs zu sein. Erschöpft fallen wir schließlich ins Bett.

 

 

Unser letzter Tag in Bogotá steht vor der Türe und wir verstehen nicht, wie es Leuten hier nicht gefallen kann. Uns geht irgendwie die Zeit aus, zuviel gäbe es hier zu tun. Wir machen mal wieder das Schnellprogramm, haken die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab und stressen uns noch ziemlich, um für den Abend noch Tickets für den Nachtbus zu bekommen, ohne vorher zum Busbahnhof zu fahren. Zeitmanagement nennt man sowas. Hat übrigens geklappt. Spanisch hilft dann doch weiter. Wir entdecken Crepes and Waffles. Prinzipiell machen wir ja eher einen Bogen um Fast Food Ketten. Warum wir aber auf mit Nutella und Früchten gefüllte Pancakes und das beste Brownie Eis überhaupt verzichtet hatten, ist uns immer noch ein Rätsel. Gestärkt geht es ins Botero Museum. Da sieht man dann, was passiert, wenn man zu oft bei Crepes and Waffles einkehrt. Also vielleicht doch gut, dass wir das ausgelassen haben.

 

 

Und dann ist es soweit, wir müssen am Busbahnhof. Unser 12 Stunden Bus nach Popayan wartet auf uns. Wir sind etwas im Zeitstress und haben dort nur einen kleinen Zwischenstopp geplant. Und so geht es im Konvoi nachts quer durch Kolumbien. Übrigens das einzige Mal, dass wir von der Polizei begleitet wurden. Per Stopp and Go geht es Kilometer für Kilometer in den Süden. Bernhard schläft und ich? Naja, ich diesmal nicht. Und wir sind mal wieder im Zeitverzug. Und so werden aus 6 Stunden Popayan dann eben nur 2.5 Stunden. Reicht uns aber auch. Meine Wenigkeit hat Probleme die Augen offen zu halten und auch Bernhard ist etwas fertig. Die Sehenswürdigkeiten in Popayan sind dann schnell abgehakt und nach dem Essen am Markt geht es zurück am Busbahnhof. Wir haben schon oft gelernt, dass das mit dem Busfahren ja immer so eine Sache ist. Und pünktlich sind wir überhaupt selten weggefahren (Man möge an San Gil zurückerinnern). Wir sind also nur mäßig überrascht, als der Mann von der Busgesellschaft uns plötzlich, sehr gestresst und schreiend einfach in den nächsten Bus einquartiert. So muss nämlich der Bus auf den wir im Moment warten, nicht in Popayan halten. Soll uns recht sein, denken wir uns in dem Moment noch. Als wir aber erkennen, dass wir die letzten zwei Sitze neben der Toillette erwischt haben, haltet sich unsere Begeisterung in Grenzen. Die nächste Stunde unterhalte ich mich blendend mit meiner Sitznachbarin und Bernhard wird von ein paar Kindern belagert. Aus sieben Stunden werden mal wieder ein paar mehr, und auch der Klogeruch wird nicht unbedingt besser. Im Bus ist es sauheiß und aus Minuten werden Stunden. Nach einiger Zeit steigen ein paar Leute aus und wir können ein paar Reihen aufrücken, und keine Minute zu früh. Spät abends kommen wir endlich in Ipiales an, unserem letzten Stop, bevor wir wieder die Grenze nach Ecuador queren. Nach einer weiteren, eher unruhigen Nacht geht es morgens zur nahe gelegenen Kirche. Die sieht eher so aus, als ob wir mitten in Europa wären, nicht ins Südamerika. Haben ganze Arbeit geleistet, die Spanier.

 

 

Der Grenzübertritt dauert mal wieder etwas, diesmal stehen wir auf ecuadorianischer Seite. Danach geht alles flüssig: Mit dem Taxi nach Tulcan, wo eine riesige Schlange darauf wartet, Tickets nach Quito kaufen zu können. Und wir mitten drinnen. Der dritte Bus ist dann endlich unser und etwa 5 Stunden später kommen wir endlich in Quito an. Mit dem Bus geht es zum Hotel, aber dank dem hier stattfindenden Festival fahren nur wenige Busse und selbst diese fahren in geänderten Routen. Irgendwie schaffen wir es zumindest in die Nähe unseres Hostels, danach fahren wir mit dem Taxi weiter. Wir sind im besten Hostel unser bisherigen Reise und würden am liebsten einfach nur im Bett bleiben, aber es ist die letzte Nacht des Festivals und auch wenn sich Bernhard nicht besonders fühlt, beschließen wir dennoch die Lage mal abzuchecken. Wir schlemmer uns durch das Streetfood und laufen von Station zu Station, bis die Müdigkeit uns schließlich heimzieht. Am nächsten Morgen die Erkenntnis: Bernhard ist krank, hat sich scheinbar den Magen verdorben und wird an diesem Tag das Hostel wohl eher nicht verlassen. Ich mache mich also auf den Weg um Schadensbegrenzung zu betreiben und hake noch ein paar Sehenswürdigkeiten ab.

 

 

Mein letzter Trip geht zum Artesanal Markt, um noch abzuchecken, ob wir unsere Souvenirs auch hier bekommen, oder ob wir nochmal nach Otavalo müssen. Müssen wir nicht. Puh. Denn ich habe mir in den Kopf gesetzt, dass ich unbedingt eine Alpaka Wolldecke in meinem Leben brauche. Die erstehen wir dann noch am nächsten Tag, als auch Bernhard Gott sei Dank wieder auf den Beinen ist. Aus einer Decke werden 2, dann drei und schlussendlich 4. Für die Mamas. Man will ja nicht knausern. Um ehrlich zu sein, das Shopping nimmt etwas überhand. Aber ist ja auch unser letzter Tag und ich bin schon drei Monate lang auf Shopping Entzug. Gehandelt habe ich übrigens aufs Härteste. Schnäppchenjagen und so. Ich freu mich schon auf 2018, wenn ich endlich wieder im Internet einkaufen kann. Ob man das verlernt?

Gemeinsam mit zwei Mädls (wir haben alle nicht dran geglaubt, dass unsere Sachen in den Kofferraum des Taxis passen) geht es abends zum Flughafen. Kapitel 1 findet ein Ende. Aber Kapitel 2 steht ja kurz bevor.

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