Wir vertrauen den Angaben im Internet und Reiseführer. Kein Stress also beim Aufstehen und gegen 7 Uhr machen wir uns auf dem Weg zum Busbahnhof in Chachapoyas. Der frühe Vogel fängt ja bekanntlich den Wurm. Kaum dort werden wir mal wieder von allen Seiten angeschrien, jeder will ein Stückchen von uns in seinem Auto haben. So finden wir auch ein Colectivo nach Baguas Grande. Und bitten den Fahrer uns gleich irgendwo rauszulassen, wo wir einen Anschluss nach Jaen erwischen könnten. Gesagt getan, wir fahren nach etwa 15 Minuten ab und bleiben immer mal wieder stehen um Leute aufzugabeln und abzuladen – immer das gleich Spiel. Wir befinden uns quasi im Land-Bus. Von Baguas Grande geht es dann im kleinen Auto zu sechst – ja richtig gelesen, ist hier auch nicht legal aber egal – nach Jaen und das zusammen mit zwei Wackeldackel, die eigentlich Dalmatiner sein sollten und irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich haben. An den Fahrstil hier haben wir uns übrigens schon gewöhnt. Bevor gebremst wird, wird mal lieber gehupt und bevor man in eine Kurve fährt sowieso – “safety first” versteht sich. Und gebremst wird sowieso nur für die obligatorische Ziegen/Alpaca/Schafherde. Und da auch vermutlich nur, weil es zuviel Arbeit wäre, das ganze Blut nachher wieder vom Auto zu waschen. Makaber? Ja. Aber stimmt warscheinlich trotzdem. Jaja so sind die Südamerikaner nun mal, man muss sie einfach mögen. Nach der Fahrt in der Sardinendose sind wir in Jaen und fahren im Motortaxi zum anderen Busterminal wo die Minibusse nach San Ignacio – dort wollen wir übernachten – auf uns warten. Wir haben Glück und nach kurzer Zeit geht es weiter. In San Ignacio schauen wir mal auf die Uhr. 14 Uhr. Nicht schlecht. Da waren wir wohl viel schneller als gedacht. Die Grenze hat bis 18 Uhr offen. Aber hier gibt es nicht viel und San Ignacio ist eigentlich der letzte Stop vor der Grenze. Und doch juckt es uns und es wären ja nicht wir, wenn wir nicht riskieren würden. Vor allem Bernhard will weiter. Ich argumentiere, dass es ja wohl an jedem noch so verlassenen Ort eine Hospedaje geben wird und schon hüpfen wir ins nächste Motorkar und fahren zum Busterminal. Wir fragen wieder nach, ob sich der Grenzübergang denn an diesem Tag noch ausgehen könnte und alle bejahen. Würden die aber vermutlich auch, wenn es nicht so wäre. Egal, wir fahren. Bernhard bekommt auf einmal kalte Füße, vor allem als er merkt, dass hier so rein gar nichts mehr ist, außer das ein oder andere kleine Dorf. Wir bleiben immer wieder mal stehen um Wasserkanister ein- und auszuladen und sogar Hühner haben wir im Kofferraum, die darauf warten den Besitzer zu wechseln. Spätestens als der letzte Passagier das Auto verlässt und wir die letzten Insassen sind, finden wir das etwas komisch. Aber wir sind noch immer in der Zeit, es ist kurz vor 16 Uhr. Der Fahrer schmeißt uns an der Grenze raus und wir erblicken schon von weitem das kleine Häuschen. Es hat zu. Überrascht hier niemanden, manchmal müssen wir schon selbst einfach nur über uns lachen. Aber wir sind nicht die Einzigen hier, einige Backpacker sind unterwegs und auch ein paar Radfahrer. Der Grenzbeamte – der übrigens ziemlich gemütlich herum sitzt und eher gelangweilt wirkt – erklärt mir, dass um 16 Uhr wieder geöffnet wird, hoffentlich zumindest, also warten wir erstmal und unterhalten uns mit allen Leuten hier. So ein verschlossener Grenzübergang schweißt bekanntlich zusammen und so sind wir für den Rest des Tages, mit Komplikationen, zu sechst unterwegs. Um 16 Uhr kommt tatsächlich jemand und zumindest fünf von uns können ohne Probleme ausreisen. Zu Fuß geht es über die Grenzbrücke wo wir dann in das nächste kleine Häuschen müssen um unseren Einreisestempel abzuholen. Hier sieht die Welt schon anders aus. Keine asphaltierten Straßen mehr. Unser Geld haben wir noch in Peru gewechselt, ab jetzt gibt es hier US-Dollar. Wir erhalten den nächsten Stempel und müssen erstmal eine Stunde waren. Weiter geht es nämlich mit einem Ranchero. Noch nie gehört? Wir vorher auch nicht. Im Prinzip ist es ein Lkw, auf dem hinten oben ein paar Holzbänke angebracht wurden. Über Stock und Stein geht es knappe 2 Stunden durch den Dschungel, umgeben von Bananenplantagen und und und. Definitiv das beste Teilstück unserer Reise, auch wenn der Hintern nach fünf Minuten schon weh tut.
Und tatsächlich können wir in Zumba, nach kurzem Essenstop, noch weiter per Bus, der uns spätabends nach Vilcabamba bringen wird. Müde, geschafft und etwas verpeilt checken wir zu sechst in das erstbeste Hostel ein, das wir finden und fallen alle nur mehr ins Bett, immerhin ist es mittlerweile nach Mitternacht.
Vilcabamba ist etwas speziell. Das Dorf ist bekannt für seine Hundertjährigen. Davon wollen scheinbar viele eine Scheibe abhaben, denn hier ist definitiv der Treffpunkt für viele Pensionisten oder aber leicht esotherisch angehauchte Persönlichkeiten. Da wir einen Tag an der Grenze gewonnen haben (nimm das, Lonely Planet und Internet!!) verlängern eine Nacht und chillen hier ein wenig und lernen unsere Mitreisenden vom Vortag besser kennen. Am nächsten Tag beschließen wir, uns auf nach Cuenca zu machen.
Bekannt ist Cuenca als eine der hübschesten Kolonialstädte und ein guter Ausgangspunkt für mehrere Tagestrips. Außerdem werden hier die Panamahüte produziert, die stammen nämlich eigentlich gar nicht aus Panama sondern Ecuador. Wieder was gelernt. Wir wissen mittlerweile nicht nur, wie sie hergestellt werden, sondern erkennen sogar, um welche Qualität es sich handelt.
Es geht nach Ingapirca, eine prä-Inka-Ruine und am Tag darauf kommen auch Tanja und Dustin nach Cuenca und wir freuen uns, dass wir mal wieder jemand anderen zum Quatschen haben als nur uns selbst. Wir trinken unser Eigengewicht in Kokosnusssaft, essen das erste Mal Hornado und finden jede Menge Meerschweinchenbräter (ja sowas gibt es wirklich!) am Markt. Wäre zwar ein gutes Mitbringsel für die nächste Grillerei, aber leider etwas zu unhandlich. Unser Ausflug zu ein paar umliegenden Dörfern, in denen die Frauen per Hand die Panamahüte herstellen, fällt buchstäblich ins Wasser und wir sehen uns nach besserem Wetter und mehr Sonne.
Gesagt getan, per Bus geht es nach Guayaquil. Warm ist es hier, aber das wars auch schon. Einzig die “Agua”-Leute (Wasserverkäufer) sorgen für ein bisschen Stimmung indem sie 24h am Tag durch die Strassen rennen und “Agua Agua Agua” schreien – unermüdlich diese Typen. Hin und wieder schreckt es uns auch wenn sie sich von hinten anschleichen und herumschreien.
So richtig anfreunden können wir uns mit der größten Stadt Ecuadors nicht. Und würden und Dustin und Tanja nicht wieder einen Tag später folgen, wären die Tage wohl etwas langweilig geworden. So vergeht die Zeit aber ganz gut, wir schlendern den Malecon entlang, essen haufenweise Chifa, besteigen einen Leuchtturm und schauen stundenlang den Iguanas im Park zu.
Wir beschließen nach Galapagos zu reisen (Danke Papa für deine „Gründe, um Galapagos zu machen, auch wenn man kein Geld hat“- Liste!) und buchen unseren Flug. Wir erkundigen uns noch etwas zwecks Kreuzfahrten, beschließen aber mal vor Ort auf Galapagos zu schauen, was wir da so finden. Können wir uns einfach nicht leisten im Moment, und auch der ständige Druck, der auf einen ausgeübt wird, endlich zu buchen, stresst uns etwas. Aber wir haben auch so noch genug zu erledigen, denn ob der Preise auf Galapagos beschließen wir, noch am Festland Maske und Schnorchel zu kaufen (die kann man wieder verkaufen angeblich), um etwas Geld zu sparen. Die neuen Bestimmungen für die Einreise in Galapagos lassen uns fast verzweifeln aber wir pokern dann etwas. Das Mail von der offiziellen Galapagosverwaltung, dass die Regeln doch noch nicht in Kraft treten, kommt nämlich 2 Wochen zu spät. Also, im Nachhinein betrachtet hätten wir fast noch mehr riskieren können. Aber man will ja nicht unzufrieden sein. Wir schaffen es endlich mal wieder zum Crossfit – Toucan Crossfit, Bernhards Lieblingsvogel im Logo, besser gehts kaum – werden dort so herzlich empfangen, bekommen sogar gratis T-Shirts und merken mal wieder, wie schnell wir abgebaut haben. Nach einem letzten gemeinsamen Abendessen mit Tanja und Dustin wird es Zeit Tschüss zu sagen, denn früh am nächsten Morgen steigen wir in den Flieger.
2 Kommentare
Alex Macek
July 31, 2017 at 14:58Bin großer Fan eures Blogs – und endlich, endlich gehts auch im Blog Richtung Galapagos! Das heißt für mich nur mehr wenige Tage und der ersehnte Galapagos-Eintrag kommt – juhu!!
Klingt super was ihr alles erlebt, und ich liebe es dass ihr alles mit einer Prise Humor nehmt – nur so funktioniert’s wohl auf Dauer! Genießt eure Reise!!
Bernhard
August 6, 2017 at 04:18Danke für das Lob! haben uns nun extra ins Zeug gelegt und den ersten Galapogos Eintrag online gestellt!!!