San Pedro de Atallama…. äh, Atacama

Die Atacama- Wüste, der trockenste Ort der Welt. Da soll es Stellen geben, die seit 400 Jahren kein Wasser mehr gesehen haben. Klar, dass wir dorthin müssen. Also geht’s nach San Pedro de Atacama.

Dort angekommen, die erste Erkenntnis: Hier gibt’s nichts, dafür aber jede Menge Touristen. Sogar Eis gibt’s hier, in der Wüste. Schon etwas verrückt. Und auch sonst dient die Stadt quasi nur als Ausgangspunkt für Ausflüge in und um die Atacamawüste. Touristen wollen ja unterhalten werden, und wir fühlen uns etwas komisch, weil uns das etwas gegen den Strich geht. Der Tourismus hier hat eben so seine Sonnen- und Schattenseiten, aber das ist ein Thema für ein andermal.
Prinzipiell sieht alles hier so ein bisschen aus wie im Western Film, auch dem ein oder anderem Pferd begegnen wir.

San Pedro de Atacama- für Touristen gemacht


Erkenntnis Nummer 2: Verdammt kalt wird’s hier nachts. Und nein, nicht weil wir Lulus sind! Hier braucht man Daunendecken. Und ich hab mich mal wieder geärgert, dass ich nichts Wärmeres mithabe. Zwiebelprinzip hilft aber trotzdem.
Touren gibt’s hier so viele, dass man gar nicht weiß, was man alles machen soll. Da wir in der Nebensaison hier sind, sind die Preise auch diskutabel. Am nächsten Tag beschließen wir trotzdem es mal ohne Tour anzugehen und mieten uns Mountainbikes. Geld gespart und noch dazu die Möglichkeit den Touris aus dem Weg zu gehen, in dem wir einfach unter Tags schon ins nahe gelegene Valle de la Luna- dem Mondtal- fahren. Die Touren gehen nämlich erst immer gegen 15°° los. Müssen wir uns glatt mal wieder auf die Schulter klopfen. Da merken wir dann auch das erste Mal so richtig, dass wir auf über 2000 m unterwegs sind (Bernhard würde das natürlich nicht zugeben- also psst).
Auf unserem Weg in die Wüste werden wir von zwei Hunden begleitet, die wir trotz mehreren Versuchen einfach nicht los werden. Einer davon läuft sogar nur auf drei Beinen. Bernhard nennt ihn Pedro (wahnsinnig einfallsreich, nicht!). Falls Bernhard es jemals schaffen sollte, ein paar Videos zu schneiden, stellen wir euch die beiden vor. Als wir beim Eingang ankommen, sind beide Hunde ziemlich fertig, aber während der eine dann vom Besitzer abgeholt werden kann, will Pedro trotzdem weiter mit uns. Wir versuchen die Leute vom Ticketschalter auf ihn aufmerksam zu machen und auch ihn zurückbringen zu lassen, aber da es sich bei ihm um einen Straßenhund handelt, hat keiner viel Verständnis. Wir sollen uns um ihn keine Gedanken machen, es sei nicht unser Problem, wird uns mitgeteilt. Tja am nächsten Stop lassen wir ihn erstmal im Schatten zurück, trotz herzzerreißendem Blick. So ganz wohl ist uns bei der Sache nicht. Nur zur Erinnerung, wir befinden uns hier in der trockensten Wüste der Welt.

Valle de la Luna ist wirklich wie von einem anderen Stern. Das Ganze haut uns einfach um. In der Salzhöhle kommen wir dann darauf, dass Bernhards Kopflampe den Geist aufgegeben hat (Ernsthaft Leute, was ist los im Moment?! Es ist zum Schreien!!) aber nach dem gefühlten 100 Mal Kopf-anhauen werden wir mit einer grandiosen Aussicht belohnt.

Durch die Höhle rauf!

 

Als wir zurückkommen ist auch Pedro schon wieder bereit für die nächste Etappe. Wir versuchen ihn wieder wegzuschicken (Ihr glaubt gar nicht wie hart das ist!) und diesmal klappt’s. Wir machen uns also auf den Weg weiter rein in die Wüste, drehen uns aber trotzdem alle 5 m um, nur um zu sehen, ob Pedro uns hoffentlich nicht folgt. Trotz Sonnencreme sind wir der Sonne hier scheinbar einfach nicht gewachsen, der Wind lässt uns das aber erst später schmerzlich feststellen. 
Es geht die ganze Zeit bergauf und ich verfluche alles und jeden. Aber dann kommen wir immer weiter rein und schlussendlich zum Aussichtspunkt über das ganze Tal. Und die Schmerzen sind- zumindest fürs Erste- vergessen.

 

Bergauf, alles immer nur bergauf. Und das in der Wüste!

 

Mit uns sind nur noch ein paar wenige Radfahrer unterwegs, denen wir hin und wieder mal begegnen und auch einige Autofahrer, die wenigsten wollen aber das klimatisierte Auto verlassen, schießen Fotos vom Auto aus und nehmen auch die steilen Anstiege für die Aussichtspunkte nicht auf sich. Gut so, wir fühlen uns wie Neil Armstrong, nur umgekehrt: Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer Schritt für uns. Unglaublich still ist es hier. Grund genug für uns, um uns die Seele aus dem Körper zu schreien- hört ja niemand. Bernhard tut sein übriges für die Vegetation hier und nach ein paar Stunden machen wir uns wieder auf den Rückweg, diesmal geht es Gott sei Dank bergab. Wir haben ein komisches Gefühl im Magen und tatsächlich, Pedro liegt noch immer dort, wo wir ihn zurückgelassen haben. Der Arme ist zu gar nichts mehr zu bewegen und wir geben ihm Wasser und Kekse, quasi unsere letzte Notration. Wir schaffen es, dass er wieder einige Zeit mit uns mitläuft, aber er ist müde und muss immer wieder überredet werden. Und dann ist der Ticketschalter in Sicht und unser Ziel ist klar: Er muss dorthin, dort gibt es Wasser und genug Leute, die ihn hoffentlich mit in die Stadt nehmen können. Kaum dort, macht er sich’s im Schatten bequem und nachdem wir sichergehen, dass es ihm soweit gut geht und sich jemand um ihn kümmert, machen wir uns etwas widerwillig auf die Socken. Wir beschließen, zur Sicherheit am nächsten Tag nochmal die Stadt nach Pedro durchzukämmen und ansonsten mit einem Auto nochmal in die Wüste zu fahren.

Für uns geht es nach kurzer Diskussion („Was nochmal so weit? Mein Hintern tut jetzt schon weh!“) weiter ins Valle de la Muerte- dem Todestal. Dort kann man Sandboarden, oder aber so wie wir den Sandhügel raufwandern, um dann die Aussicht zu genießen. Und es ist atemberaubend.

Valle de la Muerte- ziemlich treffender Name.


So ganz bis zum Abgrund trauen wir uns nicht, hier gibt’s keine Sicherungen, keine Begrenzungen, gar nichts. Wir wundern uns, dass noch nicht mehr passiert ist. Vielleicht erzählen die das uns als Touristen aber auch einfach nicht. Schließlich treibt uns der Hunger nach Hause und nach etwa 48 km auf dem Rad quer durch die Wüste war’s das dann auch mal für den Tag.

Am nächsten Morgen geht’s früh los, der Wecker klingelt um 4.30 und am liebsten würde ich ihn aus dem Fenster werfen. Nichtsdestotrotz geht’s dann im Dunkeln los zu den El Tatio Geysiren, eines der Must-See Erlebnisse wenn man anderen Reisenden, den Touranbietern und dem Internet vertrauen kann. Kann man scheinbar nicht, denn um ehrlich zu sein, wir waren etwas enttäuscht. Natürlich waren das nicht unsere ersten Geysire, aber dennoch scheinen unsere Erwartungen einfach zu hoch zu sein. Es ist saukalt, -10°C und das auf über 4000 m. Entschädigt werden wir durch ein kurzes Bad in einer Thermalquelle (die war echt nicht so warm, wie ich mir das gedacht habe!), unzählige Vicuñas (frei lebende Verwandte der Llamas und Alpacas) und dem Besuch eines Dorfes, wo wir dann auch das erste Mal Llama Fleisch ausprobieren. Abends gehen wir dorthin essen, wo es kaum Touristen, dafür aber eine Menge Einheimische hinverschlägt: ein paar Straßenstände etwas außerhalb. So richtig klar ist uns nicht, was wir da bestellen, aber lecker war’s trotzdem. Und das Beste? Wir finden Pedro wieder!!!

 

Géiseres del Tatio


Am nächsten Tag geht es noch höher, zu den Lagunas Altiplanicas und Piedras Rojas. Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, aber die Landschaft ist trotzdem atemberaubend. Unser Guide ist spitze und wir erfahren eine Menge. Viel mehr, als wir uns jemals merken können. Wir sehen das erste Mal frei lebende Flamingos und bestaunen die Salzwüste- übrigens die Drittgrößte auf der Welt. Danach geht’s zu den Lagunen und Piedras Rojas- den roten Steinen. Bei Sonnenschein ist das Ganze bestimmt noch eindrucksvoller, aber auch so kommen wir aus dem Staunen nicht hinaus. Der Wind pfeift uns um die Ohren, aber wir haben Gott sei Dank vom Vortag gelernt und uns mit Wollsocken und -handschuhen eingedeckt. Ich hab – ohne Scherz- 5 Schichten an und friere trotzdem.

 

Piedras Rojas – “rote Steine”

 

Abends sind wir wieder schlau und sparen eine Menge Geld, weil wir den Einheimischen vertrauen, was das Essen betrifft.
Da nämlich Vollmond ist und wir nicht noch 3 Tage warten wollen, bis wir eine Sterntour machen können (der Mond ist so hell, dass wir Schatten werfen und auch Sternefotos sind kaum möglich), heißt es wieder: Rucksack packen. Denn es geht weiter- und zwar nach Bolivien. Im 4×4 Jeep zur größten Salzwüste der Welt!

 

P.S. Einen haben wir noch: San Pedro de Atacama (Karma Karma Karma Chameleon)

 

P.P.S.: Unsere Chile Reisetipp- Seite sollte die nächsten Tage hoffentlich fertig werden.

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3 Kommentare

  • Reply
    Beate
    May 15, 2017 at 14:23

    Die Landschaft ist der Wahnsinn, bin so neidisch auf euch! 😉

  • Reply
    Karin Stanje
    May 16, 2017 at 10:03

    Ein Wahnsinn was es für Landschaften es auf der Welt gibt.
    Da kommt man sich als Mensch richtig klein vor.
    Tolle Aufnahmen ??

    Ein bisschen bin ich schockiert,das alles,wenn noch so abgelegen ist,von den Menschen “vermarktet “wird. Aber wahrscheinlich ist das ein Einkommen für die Einheimischen.
    Und nun zu Pedro. Ich kann mir das gut vorstellen,das er euch leid getan hat. Ihr habt was gutes getan.

    Also ich glaube Melanie,bei dieser Radtour hast du vielleicht an mein E-Bike gedacht?
    Da wäre es sehr praktisch.??? gewesen – oder? Scherz beiseite. Das war sicher eine tolle Leistung von euch-Bravo!!!?????

    Ganz liebe Grüße von Kärnten,heute haben wir endlich wieder schönes Wetter.23Grad.
    Alles Gute weiterhin.

  • Reply
    Anne
    May 20, 2017 at 08:35

    Ihr habt das richtige getan….raus aus dem Alltag und die schönen Orte der Welt besuchen..Neid macht sich breit, aber danke für die Möglichkeit an eurer Reise teilnehmen zu können…glg Anne

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